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Wehrbeauftragter

Zweimal zweite Wahl


Eine erneute Schlappe ist der SPD bei der gestrigen Wahl des Wehrbeauftragten erspart geblieben. Dennoch ist die nunmehr vollzogene Berufung Reinhold Robbes zum parlamentarischen Bundeswehr-Obmann zweite Wahl - und das gleich im doppelten Sinne.
Zum einen wird es in der Truppe auf Befremden stoßen, dass ausgerechnet ein ehemaliger Wehrdienstverweigerer als Garant für die Belange von Wehrpflichtigen wie Berufssoldaten eintreten soll. Auch wenn Robbe seine Einstellung zur Sinnhaftigkeit militärischen Engagements unter dem Eindruck der Bosnien-Krise geändert hat - seine Biographie bleibt unumkehrbar.
Noch schwerer aber wiegt der Makel, erst im zweiten Anlauf durchs Wahlziel gekommen zu sein. Dass Robbe bei einer ersten Probeabstimmung in der SPD-Fraktion glatt durchgefallen war, ist und bleibt eine Schwächung von Amt und Person.
Blessuren im Scharmützel um die Wahl des Wehrbeauftragten aber hat auch SPD-Parteichef Franz Müntefering erlitten. Denn auf ihn und seine als selbstherrlich empfundene Amtsführung zielten die damaligen Stimmverweigerer aus der SPD.
Gestern immerhin konnte der SPD-General seine Truppen in voller Stärke hinter sich scharen. Die Fraktion machte damit klar: Das Nein in der Probeabstimmung war ein Warnschuss. Munition für weitere Querschläger darf der SPD-Chef seiner Fraktion nun allerdings nicht mehr liefern. Andreas Kolesch

Artikel vom 15.04.2005