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Schücos Krone leuchtet in der Sonne

Umsatz um 12 Prozent gesteigert -ÊSilizium Mangelware -ÊFenster mit Hurrikan-Stärke 5

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Die Sonne scheint auf Schüco. Die Bielefelder haben sich zum richtigen Zeitpunkt für den Aufbau des neuen Geschäftsfeldes Solar entschieden. Derzeit wird das Wachstum in diesem Bereich nicht durch fehlende Nachfrage, sondern nur durch Engpässe in der Rohstoffversorgung gebremst.

Schücos Solar-Umsatz kletterte nach Angaben des geschäftsführenden und persönlich haftenden Geschäftsführers Dirk U. Hindrichs bisher im Jahresrhythmus von 5 über 23 und 80 auf 201 Millionen Euro 2004. Gleichzeitig erhöhte sich auch die Zahl der Mitarbeiter -Êvon 108 Ende 2003 auf mehr als 200. Weitere 100 Beschäftigte kamen Anfang April 2004 durch die Umwandlung des früheren Schüco-Metallbaufensterwerkes in Groß-Rohrheim bei Darmstadt unter das Solar-Dach.
Begünstigt wurde der Aufbau des Geschäftsfeldes durch die von der früheren Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) angestoßene und 2004 mit dem Erneuerbaren Energiengesetz der rot-grünen Koalition deutlich verbesserte staatliche Förderung in Deutschland. Dieses Gesetz sieht vor, dass sich die Höhe des Zuschusses jährlich um fünf Prozent reduziert -Êeine Regelung, die Hindrichs zufolge ihre Berechtigung hat: »In Folge der höheren Stückzahlen sinken schließlich auch unsere Produktionskosten.«
Hauptumsatzträger war im vergangenen Jahr die Photovoltaik. Die drei Großen -Êneben Schüco noch Solar World (Freiburg) und Conergy (Hamburg) -Êteilen sich etwa 90 Prozent des Marktes in Deutschland. Trotz Aufträgen sogar aus dem Indischen Ozean (La Réunion) spielt das Ausland bei Schücos Solar-Geschäften bisher kaum eine Rolle. Schon 2005 erwartet Hindrichs jedoch eine deutliche Steigerung -Êunter anderem durch neue Fördergesetze in Spanien, Italien, Ungarn, Kalifornien und New Jersey. In der spanischen Republik Cataluña werden Neubauten sogar nur noch genehmigt, wenn sie auch die Sonnenenergie nutzen.
Gebremst wird der Solar-Boom derzeit durch einen Engpass bei der Versorgung mit Silizium. Die Grundstoff-Industrie hat Hindrichs zufolge nicht mit diesem Boom gerechnet. Bis neue Raffinerien aufgebaut sind, die den begehrten Rohstoff aus Quarzsand gewinnen, gingen vermutlich noch zwei oder drei Jahre ins Land. Silizium wird außer für Solarzellen auch für die Herstellung von Computerchips benötigt.
Der Solarbereich half Schüco, den dramatischen Nachfragerückgang im deutschen Fenstermarkt mehr als auszugleichen. Dessen Volumen, das 1990 in Westdeutschland 19 Millionen und 1996 in Gesamt-Deutschland sogar 26 Millionen Fenster-Einheiten erreichte, sackte bis 2004 auf 12 Millionen ab. Trotzdem konnte der Sponsor-Partner von McLaren, der DTM und von Arminia Bielefeld seinen Gesamtumsatz im vergangenen Jahr um 12 Prozent erhöhen. Dazu trug auch die stärkere Nachfrage im Ausland bei. Im Osten Europas legte der Fenstermarkt 2004 um 4, im Westen um 3,8 Prozent zu.
Deutlich positiv entwickelt sich auch Schücos US-Geschäft. Einen weiteren Schub für den inzwischen auf 20 Millionen Euro angestiegenen Umsatz in den Vereinigten Staaten erwarten die Bielefelder vor allem in Florida davon, dass sie als erster und bisher einziger Hersteller Fenster der »Hurrikan-Klasse 5« anbieten. Dazu müssen die Bauteile nachweislich Windstärken von bis zu 180 Meilen standhalten. Außer in den amerikanischen Markt wird Schüco 2005 vor allem in Spanien (neue Zentrale für das Südwesteuropa-Geschäft) in China (neue Produktion bei Peking) und in Russland (neues Distributionszentrum bei Moskau) investieren.

Artikel vom 13.04.2005