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»Werteunterricht«
in Berlin umstritten

Kritik an SPD-Beschluss aus eigenen Reihen

Berlin (dpa). Nach dem SPD-Beschluss zur Einführung eines verpflichtenden Werteunterrichts geht der Streit über den Rang des freiwilligen Religionsunterrichts in Berlin unvermindert weiter.
Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel erklärte gestern: »Die Entscheidung der Berliner SPD ist beschämend.« Merkel bezeichnete ebenso wie der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Nooke verbindlichen Religionsunterricht als unverzichtbar. Doch auch die Kritik aus der Bundes-SPD reißt nicht ab. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse wertete den Berliner Sonderweg auch verfassungsrechtlich als »hochproblematisch«.
Die rot-rote Koalition in Berlin will vom Schuljahr 2006/2007 an ab Klasse 7 einen verpflichtenden Werteunterricht mit zusätzlich zwei Stunden pro Woche einführen. Bundesweit einmalig soll dieses Pflichtfach nicht zugunsten des konfessionellen Religionsunterrichtes abgewählt werden können. Der Religionsunterricht bleibt ein freiwilliges Zusatzangebot. Die Kirchen, die CDU, aber auch Bildungssenator Klaus Böger (SPD) und Thierse fordern ein Wahlpflichtfach Ethik/Religion.
CDU-Chefin Merkel betonte, ein Werteunterricht könne den Religionsunterricht nicht ersetzen. Gerade im Zusammenhang mit dem Papst-Tod sei die Sehnsucht nach Glauben und Religion deutlich geworden. Böger, der auf dem Parteitag unterlegen war, erneuerte seine Kritik. »Ich bleibe dabei, die Entscheidung war falsch. Aber ich werde jetzt auch nicht der Bremser bei der Umsetzung sein, sondern werde für eine Kooperation auf die Kirchen zugehen.«
Bis jetzt nahmen fast 26 Prozent der Schüler ab Klasse 7 am freiwilligen Religionsunterricht teil. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sicherte den Kirchen eine »faire Behandlung« zu. Der freiwillige Religionsunterricht werde nicht in die Randstunden abgedrängt.

Artikel vom 12.04.2005