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Boge wächst im Ausland

Neue Verfahren zum Energiesparen

Von Bernhard Hertlein
Hannover/Bielefeld (WB). Trotz anhaltender Investitionszurückhaltung seiner deutschen Kundschaft hat der Bielefelder Kompressoren-Hersteller Boge seinen Umsatz im vergangenen Jahr auf dem hohen Niveau von 78 Millionen Euro halten können. Rückgänge im Inland wurden durch Zuwächse im Ausland ausgeglichen.

Die Auslandsquote erhöhte sich erneut um 5 auf jetzt 55 Prozent. Seit April 2004 fertigt Boge erstmals in der 98-jährigen Unternehmensgeschichte auch im Ausland. Das Werk in Schanghai zählt 40 Beschäftigte. Inzwischen erzielt Boge ein Viertel seines Umsatzes in Asien. Daneben setzt das Familienunternehmen nach Angaben von Pressesprecher Harald Kranz auch auf den wachsenden russischen Markt. Der jüngste Auftrag aus dem Partnerland der Hannover Messe betraf die Lieferung der Druckluftversorgung für eine Interbrew-Brauerei in Omsk. Bis 2012 soll sich der Auslandsanteil auf 70 Prozent erhöhen.
Von den konstant 500 Beschäftigten der Unternehmensgruppe arbeiten 425 in Deutschland, davon 375 im Stammwerk in Bielefeld. Größte Investition 2004 war die Einführung einer neuen SAP-Plattform in der EDV. Zudem wird gespart: Im Einkauf wurden Komponenten aus deutscher Produktion ausgelistet, wenn sie anderswo in gleicher Qualität billiger angeboten wurden.
Die Branchenschau ComVac (Kompression und Vakuum), auf der sich Boge präsentiert, wird alle zwei Jahre im Rahmen der Hannover Messe durchgeführt. Ein entscheidender Faktor für eine Investition sind nach Angaben von Pressesprecher Harald Kranz die bei der Nutzung anfallenden Energiekosten. Hier zeigen die Bielefelder in der niedersächsischen Landeshauptstadt mit Trinity eine neue Verbundsteuerung, die bis zu einem Drittel der gesamten Energiekosten einspart und zusätzlich die Lebensdauer eines Kompressors erhöht.
Auch die zweite Neuerung, »Airtelligence«, betrifft die Steuerung von in diesem Fall bis zu 16 Kompressoren. Das Spiel »Testen Sie ihren IQ«, zu dem die Bielefelder an ihrem Messestand in Hannover einladen, beweist den Kunden immer wieder aufs Neue, dass der Computer dem Menschen bei der komplexen und schnellen Veränderungen unterworfenen Steuerung von Mehrfachanlagen stets überlegen ist.
Unter diesen Umständen erschließt sich die Druckluft-Technologie immer neue Einsatzgebiete. So wird etwa der Vorhang der Dresdner Semperoper durch einen Kompressor von Boge bewegt. In der Mailänder Scala sorgen vergleichbare Geräte für einen gleichbleibend hohen Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Aventis setzt Kompressoren bei der Tablettenproduktion, Volkswagen in seinem Werk in Polen ein. Im Bergbau versorgen sie die Kumpels noch in 1800 Metern Tiefe mit Atemluft. Auch der Zahnarzt-Bohrer und die Chip-Herstellung bauen auf die Technologie. Verbreitet sind Kompressoren außerdem im Kfz-Handwerk und in der Lebensmittel-Erzeugung. Einer der Großaufträge in China betraf die Ausstattung einer riesigen neuen Mineralwasser-Fabrik.
Grundsätzlich möchte Boge 2005 wieder frühere Wachstumsraten angreifen. Trotz eines Plus von drei Prozent im Februar beurteilt der geschäftsführende Gesellschafter Wolf Meier-Scheuven aber die Aussichten vor allem im Inland eher skeptisch. Ein Umsatzplus müsse, wenn möglich, im Ausland erwirtschaftet werden.

Artikel vom 12.04.2005