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Blicke gehen
ins Leere

HSG Bielefeld: Zuversicht schwindet

Von Thomas Bertz
Bielefeld (WB). Heiko Holtmann hatte vor der richtungsweisenden Partie seiner HSG Bielefeld die Parole ausgegeben, über die entsprechende Körpersprache deutliche Signale an Haan auszusenden. Das funktionierte nur zum Teil, und doch verriet eben diese Körpersprache einiges nach einer weiteren vermeidbaren Niederlage.

Zunächst gelang es den Bielefeldern scheinbar mühelos, die Vorgabe ihres Trainers umzusetzen. Von Beginn an setzten sie den Tabellenzweiten unter Druck. Eine sichere Abwehr war die Bank, die die Brust der Hausherren schwellen und tatsächlich die Körpersprache etwas selbstbewusster erscheinen ließ.
Doch bereits in der Phase, in der sich die Bielefelder ein Torepolster zulegen konnten, blieben zu viele gute Chancen ungenutzt. Immer wieder scheiterten insbesondere die Außen Marcel Volmer und Michael Bierhake am Haaner Schlussmann. Bierhake zeigte Licht und Schatten. Erzielte er den 26:28-Schlusspunkt aus beinahe »unmöglicher« Position, so machte er die sogenannten »einfachen Tore« nicht. Eben diese fehlten auch von Linkshänder Dennis Gote. »Flacher« blieb gänzlich ohne Torerfolg.
»Ich kann den Jungs doch nicht auch noch sagen, wo sie hinwerfen sollen«, war Heiko Holtmann ob der schwachen Chancenverwertung verzweifelt bis ratlos. Anleitungen hatte er zweifellos gegeben, nur seine Jungs setzten die Anweisungen zu oft nicht um. »Der Torwart macht immer die gleiche Bewegung, das habe ich oft gesagt. Und wo werfen wir hin? Genau auf das Bein, das er bewegt«, kritisierte er. Fehlverhalten, das auch den verletzten Sven Stühmeier auf der Tribüne grämte: »Jeder macht pro Spiel einfach zwei Fehler, die er nicht machen darf«, kommentierte er gegen Spielende eine der vielen gescheiterten Angriffsaktionen.
In der Summe führen eben diese Unzulänglichkeiten dazu, dass die HSG weiter knietief im Abstiegssumpf steckt. »Ich weiß nicht, wo ich ansetzen soll«, sagt Trainer Heiko Holtmann ratlos.
Und nun kommt wieder die Körpersprache ins Spiel. Nach der ersten Führung für Haan in der 52. Minute schien die HSG-Moral gebrochen; hängende Schultern, Schlaffheit und wenig Gegenwehr. Also das genaue Gegenteil von Holtmanns Forderung ließ sich an den Körpern der Hausherren fortan ablesen. Nach dem Schlusspfiff verstärkte sich das Bild nur noch.
Mit Blicken ins Leere sammelten sich einige der HSG-Recken auf der Bank, andere schlichen mit hängenden Köpfen sofort in die Kabine. Zuversicht und Kampfgeist strahlten sie längst nicht mehr aus. Die Ausnahme bildete Lars Deppe. Der verletzte »Halblinke« trainiert seit einer Woche leicht und will am nächsten Spieltag wieder ins Geschehen eingreifen. »Jetzt müssen wir punkten«, sagt er. Die Luft wird für den Regionalligisten von Woche zu Woche dünner. Neben Deppes Genesung gibt es einen weiteren kleinen Lichtschimmer im Keller: Die Tabellensituation bleibt nach diesem Spieltag wenigstens gleich, der Rückstand zum »rettenden Ufer« beträgt drei Punkte.
Für die HSG Bielefeld kann es nur noch heißen »punkten, punkten, punkten«. Dazu brauchen die Protagonisten die Körpersprache aus der Anfangsphase, einen freien Kopf und jede Menge Mumm. Wenn sie drittklassig bleiben wollen, müssen sie weit mehr investieren als an dem tristen Sonntag.

Artikel vom 12.04.2005