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Ein Thema für die Reise
Neue Konzepte bei Deilmann: Reiter- oder Musikkreuzfahrten im Trend
Die klassisch-elegante Seereise hat im boomenden Kreuzfahrtmarkt auch in Zukunft trotz einer Vielzahl von neuen Angeboten beste Chancen. Allerdings sind auch bei der »Classic Cruise« frische Ideen vonnöten.
Was mit Golf- und Gartenkreuzfahrten begann, will Reederin Gisa Deilmann nun mit neuen Themen zu einer ganz neuen Art des Urlaubs auf dem Wasser zusammenführen. »Künftig finden auch Pferdefreunde bei uns ein exklusives Angebot, die Reiter-Kreuzfahrt wird ein großer Erfolg«, gibt sich die ebenso agile wie charmante Firmenerbin optimistisch.
Natürlich werden auf der »MS Deutschland« keine Pferdeboxen eingebaut, »aber in Franke Sloothaak haben wir einen prominenten Experten gewonnen, der dieses neue Konzept fachkundig umsetzen kann«, erläutert Deilmann. Auf der Reise von Cuxhaven über die Niederlande, Großbritannien und Irland nach Frankreich werden berühmte Gestüte besucht. »Auch die Pferdezucht des Aga Khan öffnet für uns ihre Tore«, verriet Gisa Deilmann, die das Familienunternehmen nach dem Tod ihres Vaters, Firmengründer Peter Deilmann, gemeinsam mit Zwillingsschwester Hedda führt, im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT.
Dazu kommt ein Besuch der berühmten »Dublin Horse Show« - und natürlich sollen die Teilnehmer während der Landausflüge selbst reichlich Gelegenheit bekommen, zu reiten.
Die Kreuzfahrt als naturnahes Abenteuer: Das wird 2006 möglich, wenn die »MS Deutschland« mit Zodiacs, motorisierten Schlauchbooten, ausgerüstet wird. Dann sind Anlandungen an einsamen, unerschlossenen Stränden möglich. »Außerdem wollen wir das Schiff im Winter in die Antarktis schicken. Das werden natürlich keine Expeditionsreisen, aber den Lemaire-Kanal können auch wir befahren.«
Klassische Musik ist ein weiteres großes Thema: Das Unterhaltungsprogramm soll auf ausgewählten Reisen noch stärker den Charakter hochwertiger Konzerte mit weltberühmten Solisten und Orchestern bekommen. Doch an Bord der »MS Deutschland« werden künftig auch die Liebhaber von Rock, Pop und Jazz auf ihre Kosten kommen. Eine Reise auf die britischen Inseln, bei der erstmals Liverpool angelaufen wird, bekommt das Thema »Beat-Musik«. Gisa Deilmann: »Natürlich muss das Niveau stimmen. Die Bands der 60er Jahre, die unsere Stammgäste aus ihrer Jugend kennen, sollen künftig auch auf der ÝMS DeutschlandÜ auftreten. Darüber hinaus kann ich mir auch gut einen exklusiven Abend mit Peter Maffay vorstellen.«
Wellness wird nicht nur im neuen Spa-Bereich an Bord groß geschrieben, sondern soll auch das Schwerpunktthema ausgewählter Reisen bilden. Gisa Deilmann: »Dann wird es Kurse für Tai Chi, Qi Gong und Yoga geben, Vorträge werden sich mit dem Thema Wellness als Lebenseinstellung beschäftigen.«
Eine Reise durch die Karibik und nach Südamerika wird vom Thema »Kaffee« beherrscht. »Dazu haben wir die Familie Darboven als Partner gewonnen, die Landausflüge zu Kaffeeplantagen begleiten und an Bord über die Kulturgeschichte des Kaffees informieren wird.« Hinter diesem Ansatz verbirgt sich auch eine neue Geschäftsphilosophie: Cross-Marketing, strategische Partnerschaften mit starken Marken, sind kein Tabu mehr.
So wird mit VW verhandelt, um im Luxusmodell »Phaeton« einen Chauffeurservice für die Anreise zu Einstiegshäfen bieten zu können. Denkbar ist auch, in einigen Häfen individuelle Ausflüge mit Leihwagen anzubieten, bei denen die Hersteller neue Modelle vorstellen. Schon jetzt gibt es an Bord der »MS Deutschland« einen neuen Concierge-Service, der bei individuellen Landgängen beratend zur Seite steht.
Die Hochseeflotte wird definitiv nach dem Verkauf der »MS Berlin« um ein Vier-Sterne-Schiff ergänzt. Gisa Deilmann favorisiert dafür den Bau eines neuen Schiffes nach den Vorstellungen der Reederei, »selbst wenn wir dann den angepeilten Termin 2007 nicht mehr halten können«. Es gebe zwar auch eine Reihe guter gebrauchter Schiffe, die sich als Flottenergänzung eignen würden, »aber die Schiffe, die uns am meisten interessieren, stehen momentan nicht zur Verfügung«.
Bei einem Neubau, so die Reederin, müsse der Auftrag nicht zwangsläufig an eine deutsche Werft vergeben werden. »Wichtig ist, dass das Schiff uns die größtmögliche Flexibilität gibt, Deilmann-Qualität mit vielen neuen Themen in Einklang zu bringen. Dazu gehört auch, dass wir kleine Häfen anlaufen, die bislang nicht auf der Route unserer Kreuzfahrten standen.« Thomas Albertsen

Artikel vom 16.04.2005