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Lässt Gericht die Grumbachs
ausreisen?

Ehepaar zwischen Hoffen und Bangen

Von Christian Althoff
Paderborn (WB). Die deutsche Botschaft in Manila will heute versuchen, bei einem philippinischen Richter die Zustimmung zur Ausreise des Paderborner Ehepaares Grumbach zu erwirken.

Wie berichtet, hatten Marion (54) und Günter Grumbach (49) am vergangenen Mittwoch nach 814 Tagen das Abschiebehaftgefängnis in Manila verlasen dürfen. Doch als sie am Samstag nach Deutschland zurückkehren wollten, waren sie auf dem Flughafen erneut festgesetzt worden - weil gegen Günter Grumbach noch ein Strafverfahren anhängig ist. Eine einheimische Frau hatte ihn vor drei Jahren beschuldigt, er habe sie angefasst. Günter Grumbach, der hinter der Anzeige die Intrige einer Tauchschulkonkurrentin vermutet, war jedoch nie vor Gericht gestellt worden - obwohl er dies mehrfach gefordert hatte.
»Wir sitzen jetzt hier im Hotel und wissen nicht, wie es weitergeht«, berichtete der 49-Jährige gestern niedergeschlagen aus Manila. Die Botschaft hat sich bereiterklärt, den Hotelaufenthalt vorzufinanzieren, damit das Paderborner Ehepaar nicht zurück ins Gefängnis muss. Auch für den philippinischen Beamten, der die Grumbachs seit Samstag im Hotel bewacht, kommt die Auslandsvertretung auf. Das Ehepaar muss allerdings damit rechnen, dem Auswärtigen Amt die Kosten irgendwann erstatten zu müssen.
»Man hat uns gesagt, dass die Botschaft am Dienstag ein Fax an den zuständigen Richter auf der Insel Leyte schicken wird, bei dem mein Strafverfahren anhängig ist«, sagte Günter Grumbach. »Sollte der Richter gegen meine Ausreise nichts einzuwenden haben, soll angeblich ein Beamter der Einwanderungsbehörde nach Leyte fliegen und die schriftliche Entscheidung des Richters abholen. Damit sollte dann unsere Ausreise möglich sein.«
Der Paderborner Rechtsanwalt Detlev Stoffels, der sich in den vergangenen Monaten über eine philippinische Kollegin für die Grumbachs eingesetzt hatte, sagte gestern, die erneute Festsetzung des Ehepaares sei für ihn nicht nachzuvollziehen: »Nachdem den beiden zugesagt worden war, sie könnten das Land verlassen, habe ich nicht mit dieser Entwicklung gerechnet.« Auch der Bielefelder Europaabgeordnete und Vorsitzende des EU-Außenauschusses, Elmar Brok (CDU), nannte die Festnahme »ein dickes Ding«. Sein Brüsseler Büro kündigte an, sich nun direkt mit den Behörden in Manila in Verbindung zu setzen - und nicht mehr über die philippinische Botschaft, was jedesmal »Wochen oder Monate« gedauert habe.
Die 74 Jahre alte Mutter Günter Grumbachs sagte gestern, sie habe so gehofft, ihren Sohn endlich wiederzusehen: »Ich hatte den Begrüßungskuchen schon gebacken, als ich am Samstag erfuhr, dass Marion und Günter doch nicht nach Deutschland fliegen dürfen. Ich kann nur hoffen, dass die beiden jetzt nicht zurück ins Gefängnis müssen. . .«

Artikel vom 12.04.2005