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Rapolder: »Abwehrfehler sind
nicht das eigentliche Problem«

Den Trainer beschäftigt die Frage, ob Arminias Angriffspotenzial genügt

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Wie das so ist: Da preist Uwe Rapolder vor dem wichtigen Spiel gegen Kaiserslautern seine Innenverteidigung als das Edelste, was sein Team zu bieten hat, und dann das. Petr Gabriel und Marcio Borges, die Prunkstücke seiner Abwehr, laden den FCK nicht nur zum Toreschießen ein, nein: Sie servieren ihrem Gegner auch noch die Torvorlagen auf dem Silbertablett.

Petr Gabriel, sonst Mister Zuverlässig, nahm sein Missgeschick - anders kann man die unfreiwillige Vorlage zu Carsten Janckers 0:1 nicht nennen -Êganz gelassen. Was blieb ihm auch anderes übrig? Wer, wenn nicht er, kann sich auch mal einen Fehler erlauben, ohne dafür gleich an den Pranger gestellt zu werden? Der Tscheche bringt Woche für Woche derart stabile Leistungen, dass man sich zwangsläufig fragt, welchen Kalibers dann erst die Verteidiger sein müssen, die Nationaltrainer Karel Brückner zu den Qualifikationsspielen zur Weltmeisterschaft 2006 einlädt.
Gabriel war deutlich anzumerken, dass er das Lauterer Führungstor nicht so ohne weiteres auf sich sitzen lassen wollte. Und ärgerte sich: »Ich hatte selbst zwei ganz gute Chancen. Aber auch vorne hat nichts geklappt.« Ganz genau genommen waren es sogar drei gefährliche Angriffsaktionen, die der 31-Jährige aufs Gästetor brachte. So offensiv hatten Arminias Fans ihren Abwehrhaudegen lange nicht gesehen. Ein Freistoß, ein Fernschuss, ein Kopfball - Gabriel war so nah an seinem ersten Saisontor wie noch nie in dieser Spielzeit.
»Gabriels Kopfball in der zweiten Halbzeit muss das Anschlusstor sein«, ärgerte sich Trainer Rapolder über die ausgelassene Großchance. Und auch darüber, dass Marcio Borges defensiv ebenfalls nicht seinen besten Tag erwischte und mit seiner etwas unmotivierten Kopfballverlängerung nach einem Einwurf Kaiserslauterns Altintop das 0:2 vorlegte. »Aber die zwei sind Bänke. Nur dass wir nicht in der Lage sind, in der Offensive auf ihre Fehler zu reagieren, das ist unser Hauptproblem«, analysierte Rapolder.
Der 46-Jährige nahm die Partie gegen die Lauterer zum Anlass, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Rapolder strahlte nicht den allergrößten Optimismus aus, als er sagte: »Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Und der wird beschwerlicher, als der ein oder andere denkt.«
Zweifelt Arminias Coach etwa doch noch am Klassenerhalt? Nein. Rapolder geht nicht davon aus, dass das Erreichen des wichtigsten Saisonziels noch in Gefahr gerät. Aber: »Die nächste Saison wird wieder eine ganz, ganz schwere Sache«, formulierte er. Vermutlich vor dem Hintergrund, dass Kaiserslautern nicht der erste Rückrundengegner war, der mit Arminias Spielsystem mittlerweile weit besser zurechtkommt als noch in der Hinserie. Denn da war auf Plan A, auf den Konter-Plan, von dem Rapolder Sonntag sprach, nämlich fast immer Verlass. Inzwischen wissen die Gegner: Arminia früh zu attackieren und am besten zeitig ein Tor einzuschenken ist ein sicheres Mittel zum Erfolg.
Spieler und Trainer sprechen oft und gern davon, dass das zweite Jahr nach einem Aufstieg schwerer werde als das erste. Wahrscheinlich war es genau das, worauf Rapolder hinaus wollte. Und auch der Grund dafür ist, warum er sagte: »Wir müssen schauen, ob's speziell offensiv so reicht oder ob wir in diese Richtung noch etwas unternehmen müssen.« Das Problem an Rapolders Wunschstürmer Thomas Christiansen ist: Der Ex-Bundesliga-Torschützenkönig hat Vertrag bis 2006, sein Verein Hannover 96 fordert eine Ablöse. Und die wiederum ist Arminia nicht bereit zu zahlen.

Artikel vom 12.04.2005