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Ein fesselndes Finale

Woods widmet Masters-Sieg seinem kranken Vater

Augusta/Georgia (dpa). In Tränen aufgelöst stand Tiger Woods auf dem 18. Grün im exklusiven Augusta National Golf Club und ließ seinen Gefühlen freien Lauf - überwältigt vom 4. US-Masters-Triumph.

»Den Sieg widme ich meinem kranken Vater. Ich kann es gar nicht erwarten, nach Hause zu kommen und ihn ganz fest zu drücken«, flüsterte der 29-jährige Superstar mit belegter Stimme und ließ sich dann traditionsgemäß vom entthronten Titelverteidiger Phil Mickelson in das »Grüne Jacket« des Siegers helfen.
Das war das berührende Ende nach einem faszinierenden Duell mit seinem Landsmann Chris DiMarco, das Woods im Stechen am ersten Extra-Loch mit einem Birdie aus fünf Metern zu seinem neunten Major-Titel seit 1997 für sich entschied. Nach vier von Gewitterstürmen unterbrochenen Runden hatten beide mit je 276 Schlägen gleichauf an der Spitze gelegen. Als sich Woods im »sudden death« aber durchsetzte und den letzten Akt in dem Drama mit einem Paukenschlag am Sonntag beendete, war er um 1,25 Millionen Dollar reicher. Ryder-Cup-Spieler Luke Donald (England) und Retief Goosen (Südafrika) teilten sich mit je 283 Schlägen Platz drei. Der zweimalige Masters-Sieger Bernhard Langer kam mit 289 Schlägen auf Rang 20.
»Das war ein Lustsieg, aber knallharte Arbeit, weil ich mich gegen einen teuflisch guten Gegner behaupten musste«, sagte Woods. Über 36 Löcher hatte DiMarco das mit 7 Millionen Dollar dotierte erste Major des Jahres und die Weltklasse-Konkurrenz mit Woods, Mickelson, Vijay Singh (Fidschi) und Els beherrscht. Weder die Regenflut, die den Par-72-Kurs phasenweise in eine Matsch-Landschaft verwandelte, noch die hochkarätige Konkurrenz schien den mit sechs Schlägen Vorsprung auf Woods in die dritte Runde gehenden DiMarco stoppen zu können.
Aus leidiger Erfahrung des Vorjahres klug geworden, als er auf der letzten Runde an Mickelson gescheitert war, machte DiMarco kaum einen Fehler - bis der »Tiger« seine Krallen zeigte, DiMarco in Runde drei sieben Schläge abnahm und mit drei Schlägen in Führung ging. Begeistert verfolgten die 35 000 Zuschauern und Millionen an den Fernsehschirmen das fesselnde Finale.
Nach einem Zauberschlag von Woods am 16. Grün fiel zur Krönung der Zwei-Mann-Show die Vorentscheidung. DiMarco hatte mindestens acht Birdie-Chancen ausgelassen, als Woods den Ball vom Vorgrün aus etwa acht Metern Richtung Fahne chippte. Die Kugel rollte bis an die Lochkante, blieb für einen Moment liegen und fiel dann zur Führung von zwei Schlägen für Woods doch noch ins Loch.
»Es war einer meiner besten Schläge, die mir je gelungen sind«, sagte Woods über den Kunstschlag. DiMarco gratulierte in Vorahnung dem Kalifornier, der immer wieder die Faust triumphierend in den Himmel reckte und mit seinem Caddie Steve Williams einen Freudentanz aufführte. Am 17. und 18. Grün leistete sich Woods je ein Bogey. Der Vorsprung war dahin und es kam zum Stechen, weil DiMarco seinen möglichen Sieg-Putt ganz knapp verpasst hatte.

Artikel vom 12.04.2005