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Ruhestand ist nichts für ihn

Dietmar Schönherr lässt sich auch im Film nicht aufs Altenteil schieben

VonÊ KerstinÊÊ Heyde
ZDF, 20.15 Uhr: Seine erste Rolle spielte er kurz nach dem Abitur im UFA-Film »Junge Adler« von 1944. 60 Jahre danach steht Dietmar Schönherr noch immer fleißig vor der Kamera. In seinem neuesten Werk »Mein Vater und ich« verkörpert er einen Rentner, der gegen seinen Willen im Altersheim landet.
Den 79. Geburtstag bereits im Blick, kann sich Dietmar Schönherr über Arbeitsmangel nicht beklagen. Zweimal spielt er jetzt Hauptrollen in Fernsehfilmen rund um das Thema Generationenkonflikt. Foto: teutopress
Der Film des Regisseurs Rolf Silber behandelt ein seit jeher aktuelles Thema - den Generationenkonflikt. Der bricht in dieser Geschichte aus, als sich der erfolgreiche Schauspieler Klaus Riegler (gespielt von Heio von Stetten) nicht um seinen plötzlich pflegebedürftigen Vater Georg (Dietmar Schönherr) kümmern kann und ihn deshalb in einem Seniorenheim unterbringt.
Dietmar Schönherr, der am 17. Mai 79 Jahre alt wird, kann sich in den älteren der beiden Titelhelden sehr gut hineindenken. Er selbst würde auch nicht freiwillig in ein Altenheim ziehen. »Man müsste mich schon reintragen«, prophezeit der Schauspieler, der es bedenklich findet, dass alte Menschen in Heime abgeschoben werden: »Ich könnte in solch einer Allgemeinheit nicht leben, in der mir ständig jemand in meine Angelegenheiten hineinredet.«
Bislang ist ihm dieses Schicksal erspart geblieben. Der Schauspieler und TV-Moderator, in bester Erinnerung als Commander McLane der »Raumpatrouille Orion« (1966), mit der ZDF-Show »Wünsch dir was« (1970-1972) und als Gastgeber der ersten deutschen Talkshow »Je später der Abend« (1972), genießt seine »Rentnerjahre« mit Ehefrau und Kollegin Vivi Bach auf Ibiza - wenn er nicht gerade einen Film dreht.
Von Ruhestand will der 78-Jährige nämlich gar nichts wissen. Gerade erst stand der Österreicher für den Bayerischen Rundfunk in »Der Judas von Tirol« vor der Kamera. Der Film, der voraussichtlich noch 2005 zu sehen sein wird, erzählt die Geschichte des Bauernknechts Franz Raffl (Johann Schulder), dem Verräter des Tiroler Volkshelden Andreas Hofer. Darüber hinaus drehte Dietmar Schönherr jüngst den Fernsehfilm »Brücke zum Herzen«, den die ARD am 13. Mai 2005 um 20.15 Uhr zeigt. Hier geht es ebenfalls um einen Generationenkonflikt - diesmal zwischen einem Vater und seiner Tochter (gespielt von Simone Thomalla).
Dietmar Schönherr, der keine eigenen Kinder hat, engagiert sich seit 20 Jahren für den Nachwuchs in Nicaragua. »Wir haben dort ein Kulturzentrum geschaffen, das heute wohl als die wichtigste Institution dieser Art in ganz Zentralamerika gilt«, berichtet der Schauspieler stolz. »Dort werden Kinder und Jugendliche aus allen Gesellschaftsschichten in ein Leben eingeführt, das ihnen bis dahin verschlossen war. Sie lernen musizieren, malen, tanzen, haben erste Kontakte mit guter Literatur und Kunst. Ich nenne das 'Nahrung für die Seele'.«

Artikel vom 18.04.2005