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»Gänsehaut-Atmosphäre«

Handball: Jugend-Halbfinalspiele üben große Anziehungskraft aus

Von Thomas Bertz
Bielefeld (WB). In Bielefelds Sporthallen wurde am vergangenen Wochenende eine längst ausgestorben geglaubte Art wieder entdeckt: der begeisterte Handball-Fan. Gleich zwei Mal baten Nachwuchsteams aus dem ostwestfälischen Oberzentrum zum Halbfinale um die westdeutsche Meisterschaft, beide Male strömten die Fans in die Halle. Sie wurden mit tollem Tempohandball für ihr Kommen belohnt und dankten es ihrerseits mit feiner Stimmung.

500 Zuschauer verwandelten die Heeper Sporthalle beim A-Jugendspiel gegen Düsseldorf in die Heeper Hölle, und TuS 97-Vereinsboss Dr. Ulf-Peter Schroeder zählte beim Vergleich seiner C-Jugend die selbe Anzahl an Zuschauern. Mit 500 dürfte der Mathematiker freilich die Anzahl der Füße gemeint haben. Sei es drum: Coach Heiko Nossek freute sich über deutlich mehr Zuspruch als während der Serie. Dabei bekamen die Zuschauer ein schnelles Spiel geboten. 70 Tore in 50 Minuten, zwölf Zeitstrafen und jede Menge sehenswerte Aktionen belohnten die Reise an die Dorfstraße.
Obendrein servierte der zum Hallensprecher »umfunktionierte« Fleming Klein auch noch akustische Genüsse. »Sieg oder Sennefriedhof« war nur einer von »Flamingos« flapsigen Kommentaren während der Partie. Die offenen Deckungsreihen beider Mannschaften ließen mitunter ein munteres Scheibenschießen zu. Mit dem Fünf-Tore-Polster geht der TuS 97 beruhigt ins Rückspiel.
Einen solchen Vorteil konnte sich der heimische Vertreter in der A-Jugend nicht erspielen. Zwar dominierte die TSG Altenhagen-Heepen lange Zeit den Gegner aus Düsseldorf, brach am Ende aber ein und musste sich mit einem 23:23-Unentschieden zufrieden geben. Verloren ist deshalb noch lange nichts. Der Sieger des Rückspiels kommt ins Finale um die »Westdeutsche«.
Welcher Hexenkessel die TSG in Düsseldorf erwartet, können die Bielefelder bereits jetzt erahnen, machten doch die gut 40 mitgereisten Fans aus der Landeshauptstadt ordentlich »Alarm«. Doch auch die TSG hatte ein großes Fan-Potenzial. Die eigenen Jugendteams sorgten mit Rattern und Trommeln für eine »Gänsehaut-Atmosphäre«. Heinrich Rödding, Abteilungsleiter der HSG Bielefeld: „Am besten, wir schließen die Halle ab. Dann sind die auch bei unserem Spiel der ersten Herren da«.
In der Tat: In der Heeper Sporthalle herrschte eine fast vergessene Stimmung: laut, rhythmisch, aufputschend. »Jugendspiele loc-ken doch eine ganz andere Klientel an“, erklärte Rödding den scheinbar größeren Zuspruch bei der A-Jugend als bei den Herren. So sieht es auch Regionalliga-Trainer Heiko Holtmann: »Da kommen die Bekannten von den Jugendlichen und natürlich Mama, Papa, Oma und Opa. Das war bei uns früher auch schon so. Da waren um 11 Uhr bei der A-Jugend mehr als 1 000 Leute und bei den Herren 200. Zu solch einer einmaligen Veranstaltung kommen die Leute eher.« Und natürlich auch der ein oder andere »Spion«. Helmut Bußmeyer vom Oberligisten VfL Mennighüffen beobachtete wohl genauso wie der künftige Trainer von Verbandsligist HSG Gütersloh, Oliver Schöpff, einige Talente.
Weiterer Gast auf der Tribüne: Henrik Ortmann, der einst mit der TSG-Jugend Erfolge einheimste und gestern Abend mit dem Bundesligisten TuS N-Lübbecke im Gerry-Weber-Stadion dem TBV Lemgo zu schaffen machte.
Nach dem guten Zuschauer-Zuspruch hoffen die beiden Bielefelder Vertreter auch auf gebührende Auswärtsstimmung und bieten jeweils Fan-Busse an. Die TSG-er fahren am Samstag um 11.15 in Heepen ab. Anmeldungen bitte bei Ulli Hollmann. Für den TuS 97 startet die Reise am Sonntag um 12 Uhr am »Alten Bahnhof«.

Artikel vom 14.04.2005