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Sechs Kinder
nach Masern
dem Tode nah

Auch Erwachsener schwer erkrankt

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Die Kinderkrankheit Masern kann auch für Erwachsene tödliche Folgen haben. Ein 33 Jahre alter Bankkaufmann, der im Alter von eineinhalb Jahren die Masern durchlitt, ist an den Spätfolgen der Infektion erkrankt. Er wird in Bielefeld-Bethel behandelt.

Der Bankkaufmann türkischer Abstammung lebt seit seinem ersten Lebensjahr in Deutschland hatte erstmals im Alter von 26 Jahren psychische Veränderungen gezeigt. Zuvor war er in seiner Freizeit aktiver Fußballer und hatte in Deutschland das Abitur gemacht. Sieben Monate nach Krankheitsbeginn war die tödliche Masernkomplikation SSPE (Subakute sklerosierende Panenzephalitis) festgestellt worden. Es habe den Anschein, dass das Fortschreiten der Krankheit, die meist innerhalb eines Jahres zum Tod führt, durch die Therapie verlangsamt, vielleicht sogar zeitweise gestoppt werden konnte, teilten die behandelten Ärzte mit. Der Kranke benötige Hilfe bei allem Tätigkeiten und müsse ständig eine Windel tragen. Eine nachhaltige Verbesserung habe es nie gegeben. Selbst wenn der Patient die Krankheit überleben sollte, werde er schwerstbehindert und pflegebedürftig bleiben.
Dem Patienten gehe es derzeit schlecht, teilte eine Bethel-Sprecherin mit. Seine Überlebenschancen seien gering. Eine Kombinations-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) im Kindesalter hätte dies nach Meinung der Bethel-Ärzte verhindern können.
Wie gestern berichtet, ist ein Lippe der sechsjährige Micha G. an der tödlichen Gehirnentzündung SSPE als Spätfolge einer Maserninfektion erkrankt. Der Junge wird sterben, da diese Masern-Spätfolgen unheilbar sind.
Das Institut für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg geht von jährlich fünf bis zehn Todesfällen durch Masern aus. Micha war im Jahre 1999 an Masern erkrankt.
In der Kinderklinik Gilead in Bethel wurden in den vergangenen acht Jahren fünf Fälle dieser tödlichen Masern-Spätfolgen diagnostiziert. Zwei Kinder aus Kroatien und Serbien befinden sich wieder in ihrer Heimat. Ihr Zustand sei lebensbedrohlich. Ein Patient liege im Wachkoma. Ein türkisches Kind mit SSPE werde ambulant behandelt. Der Gesundheitszustand sei sehr schlecht.
Auch zwei Kinder aus Hamburg seien dem Tod geweiht. Ihr Zustand verschlechtere sich zusehends. Es handelt sich um Brüder, die auf den Rat einer homöopathisch orientierten Kinderärztin nicht geimpft wurden, da der ältere Junge als Kleinkind Neurodermitis hatte, teilten die Ärzte mit. Sie waren im Alter von dreieinhalb und fünf Jahren in Gilead aufgenommen worden. Auch ihnen stehe ein Siechtum bevor, sagte Bethel-Sprecher Jens U. Garlichs. Nach Angaben der Bethel-Ärzte ist Neurodermitis kein Grund, eine MMR-Impfung zu verweigern. Der Rat der Kinderärztin sei unzutreffend gewesen. Seite 4: Bericht/Kommentar

Artikel vom 12.04.2005