12.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Gemeinden in
Not: »Nur eine
Fusion hilft«

In Oldentrup regt sich Widerstand

Von Matthias Meyer zur Heyde (Text und Foto)
Heepen/Oldentrup (WB). Damit die Pfarrer sich endlich wieder auf Seelsorge und Evangelium konzentrieren können, wünschen sie sich die Fusion der Gemeinden Heepen und Oldentrup. Doch dagegen regt sich Widerstand.

Lange hatten die Oldentruper um eine eigene Gemeinde gekämpft, die vor 50 Jahren Wirklichkeit wurde. Jetzt fürchten viele Mitglieder der nur 1930 Gläubige zählenden Gemeinde die Preisgabe ihrer religiösen Selbständigkeit, denn wenn es nach dem Vorschlag der Pfarrer und der Presbyterien geht, sollen das kleine Oldentrup und das große Heepen (10 900 Gemeindemitglieder) zum 1. Januar 2007 »fusionieren«.
»Wir haben keine andere Möglichkeit«, versichern die Pfarrer Claus Carstensen (Oldentrup) und Hansheinrich Bock (Heepen). Carstensen rechnet vor: »Von 81 000 Euro an Zuweisungen im Jahr 1998 sank die Summe auf 56 000 Euro in diesem Jahr. 2006 werden wir nur noch 50 000 Euro erhalten, etwa soviel, wie der Unterhalt von Lukaskirche und Gemeindezentrum kosten.«
Die Oldentruper Personalkosten wurden »bis auf das unerlässliche Minimum heruntergefahren« - gespart werden kann also nur noch bei den Gebäuden. Noch ist nichts spruchreif (eine »Steuerungsgruppe« lotet derzeit die Möglichkeiten aus), aber als Menetekel stehen der Verkauf entweder der Lukaskirche oder des Gemeindezentrums an der Wand.
Das schafft Probleme, denn erstens bilden beide Gebäude eine bauliche Einheit, und zweitens fragen sich die Oldentruper, wo künftig ihre Gemeindetreffs, womöglich gar ihre Gottesdienste stattfinden sollen. »Niemand wird bis nach Heepen gehen müssen«, verspricht Pfarrer Carstensen.
In Heepen sind nach dem Verkauf des Martin-Luther-King-Hauses und des Gemeindehauses an der Heeper Straße Gebäude knapp, aber am personal kann noch gespart werden. »Das tun wir jetzt auch nach Kräften«, sagt Pfarrer Bock, in dessen Gemeinde die Zuweisungen seit langem - und auch auf absehbare Zeit -Ê jährlich um zehn Prozent sinken; aktuell sind es 290 000 Euro.
Beide Seiten halten sich ohne Fusion nicht mehr lange für überlebensfähig. »Um so wichtiger ist es, dass wir handeln, bevor der Konkursverwalter das Steuer übernimmt«, sagen Pfarrer und Presbyterium beschwörend.
l Eine Gemeindeversammlung an diesem Sonntag, 11 Uhr, an der Siekstraße 14 soll die erregten Gemüter besänftigen. Auch Superintendentin Regine Burg und der in Finanzfragen versierte Verwaltungsleiter Klaus-Peter Johner werden an dem Gespräch teilnehmen. »Alle Argumente kommen offen auf den Tisch«, verspricht Hannelore Menkhoff vom Oldentruper Presbyterium.

Artikel vom 12.04.2005