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Stampfkartoffeln und Steckrüben

Kinder kochen nach Rezepten aus »Tante Friedas Nachkriegsküche«

Von Burgit Hörttrich
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Die Suppe kommt nicht aus der Tüte, der Nachtisch nicht aus dem Kunststofftöpfchen aus dem Kühlregal und Püree - das sind keine trockenen Flocken. Günter Küppers kochte mit Kindern im Historischen Museum und stellte ihnen so »Tante Friedas Nachkriegsküche« vor.

Küppers: »Die Kinder merken, dass auch einfache Sachen schmecken können.« Zubereitet und anschließend natürlich auch gegessen wurden Brotsuppe, Stampfkartoffeln und Steckrüben zu Frikadellen und zum Dessert Grießbrei mit Kirschen. Da mussten Kartoffeln geschält, Möhren geschnippelt, Zwiebeln - mehr oder weniger tränenreich - geschält werden. Was eine Steckrübe ist, das wusste keines der Mädchen und Jungen. Bevor sie von Günter Küppers in die Zubereitung eingeweiht wurden.
Hinterher war man sich einig: »Schmeckt aber gut.« Und von Brotsuppe hatte ebenfalls noch keiner der Nachwuchs-Köche gehört. Günter Küppers benötigte dazu Zwiebeln, Salz und Pfeffer und natürlich altes Brot: »Sauerteigbrot schmeckt am besten, aber das ist heute ja manchmal schon schwer zu bekommen.« Ein wenig Schnittlauch - fertig. Küppers schwärmt: »Eine wohlschmeckende Suppe, einfach und schnell zuzubereiten und Zutaten sind verwertbare Reste.« Dass Steckrüben heutzutage so selten zu einem Gericht verarbeitet würden, erklärt sich Küppers so: »Früher wurden die meist mit Mehlschwitze verkocht, die pappte wie Kleister - das hat die Steckrübe wohl auf Dauer vielen Menschen verleidet.«
Küppers, der bereits im vergangenen Jahr das »Labor der Lüste« in der Kunsthalle initiiert hatte, bedauert, dass viele Kinder gar nicht mehr wüssten, wie Lebensmittel »im Original« schmecken würden: »Selbst frisch gepressten Orangensaft lehnen sie ab - weil der im Geschmack nicht ihren Erwartungen entspricht, sie nur Saft aus der Packung kennen.«
Küppers zeigte den Kindern auch Lebensmittelmarken aus der Nachkriegszeit: »250 Gramm Fett und ein Pfund Brot - das war die Ration für einen Monat.«
Katja Kosubeck hatte den Kindern zuvor die Ausstellung »Für'n Groschen Klümpchen - Kinder und Kosum« nahe gebracht: Erzählt wird darin von den Jahren zwischen Mangelwirtschaft und Wirtschaftswunder. Zu sehen sind selbst gemachtes Spielzeug, umgearbeitete Kleidung, Fotos.
Zwei Koch-Termine bietet Günter Küppers noch an: am 30. April und am 11. Juni, jeweils um 16 Uhr. Anmeldung unter Telefon 51-6333.

Artikel vom 11.04.2005