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Schröder und Putin

Freundschaft macht blind


Männerfreundschaft als Mittel der Außenpolitik ist keine Erfindung von Gerhard Schröder und Wladimir Putin. Die Freundschaft zwischen Helmut Kohl und Michail Gorbatschow beispielsweise war eine wichtige Säule, auf der unter anderem die deutsche Wiedervereinigung aufgebaut wurde. So wie sich Schröder und Putin jetzt zum Start der Hannovermesse herzten und umarmten, hatte man fast den Eindruck: Dazwischen passt kein Blatt Papier.
Vor allem passt dazwischen kein Wort der Kritik. Die beiden Politiker sind sich so nah, dass die Freundschaft dem Kanzler schon die Sicht auf die ganze Wirklichkeit versperrt. Putin angesichts des Umgangs mit möglichen politischen Konkurrenten und vor allem mit den das Recht auf Selbstbestimmung einfordernden Tschetschenen als »Demokraten« zu titulieren, ist eine solche Verdrehung der Wahrheit, dass sie auch durch die jetzigen, zu wirklichem Jubel Anlass gebenden Milliardenverträge für die deutsche Wirtschaft nicht entschuldigt werden kann.
Doch bei dem Außenpolitiker Schröder ist Blindheit in der Menschenrechtsfrage schon fast Prinzip. Wer angesichts der aktuellen Drohungen Pekings gegen Taiwan ausgerechnet jetzt den Waffenboykott gegen China aufheben will, kann nur mit politischer Blindheit geschlagen sein. Bernhard Hertlein

Artikel vom 12.04.2005