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Morgen kann das Grab
in Rom besucht werden

Kardinäle uneins über rasche Seligsprechung

Rom (dpa). Das Grab von Papst Johannes Paul II. in den Grotten unter dem Petersdom in Rom können Gläubige von morgen an besuchen.

Das sagte Vatikansprecher Joaquín Navarro-Valls gestern nach einer Sitzung der Kardinäle. Ursprünglich sollte die Krypta schon seit gestern für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Zur Begründung der Verzögerung hieß es inoffiziell, der Vatikan wolle abwarten, bis die Pilgermassen Rom verlassen haben. Einen allzu großen Andrang in den engen Grotten wolle man vermeiden.
Zwischen den in Rom versammelten Kardinälen herrscht Uneinigkeit darüber, wie schnell Papst Johannes Paul II. selig und heilig gesprochen werden sollte. Eine »erhebliche Anzahl« der Purpurträger habe eine Unterschriftenliste für ein rascheres Vorgehen als üblich unterzeichnet, berichtete die italienische Zeitung »Corriere della Sera« gestern.
Andere Kardinäle riefen demnach dringend dazu auf, die »weisen Regeln« der Kirche zu beachten: Diese verlangen ein umsichtiges Vorgehen und einen klaren zeitlichen Abstand. Bei der Totenmesse für Johannes Paul am Freitag hatte die Menge auf dem Petersplatz »santo subito« (sofort heilig) gerufen und damit ihren Willen nach einer raschen Heiligsprechung Karol Wojtylas bekräftigt.
Nach den gültigen Bestimmungen kann das Verfahren zur Seligsprechung frühestens fünf Jahre nach dem Tod des Kandidaten beginnen. Es gibt aber Ausnahmen: Schon eineinhalb Jahre nach dem Tod von Mutter Teresa leitete der Vatikan im Frühjahr 1999 auf Wunsch von Johannes Paul II. den Prozess zur Seligsprechung ein. Für die Seligsprechung ist ein »Wunder« nachzuweisen - meist handelt es sich um eine wissenschaftlich unerklärliche Heilung.

Artikel vom 12.04.2005