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Die Drahtesel-Schnäppchen

Fahrradversteigerung zugunsten der Mullaittivu-Aktion


Bielefeld (MiS). »Schreien Sie mich ruhig an«, sagt Volker Voß vom städtischen Ordnungsamt. »Heute dürfen Sie das. Im Büro würde ich Sie vor die Tür setzen.« Dreimal im Jahr ist Fahrradversteigerung vor dem Ordnungsamt im Ravensberger Park. Und meist ist Volker Voß der Auktionator. »Damit ich Ihr Angebot höre, müssen Sie laut rufen.«
Das tun die rund 150 Interessenten, die am Samstagmorgen zur ersten Auktion des Jahres gekommen sind und auf ein Drahtesel-Schnäppchen hoffen. Diesmal ist ein besonderer Auktionssamstag. Fließt der Erlös aus der Versteigerung der aufgefundenen und nie abgeholten Räder sonst in die chronisch leere Stadtkasse, ist der Gewinn diesmal für die Aktion »Bielefeld hilft« bestimmt, mit der die Stadt den Wiederaufbau nach der Tsunami-Katastrophe in der Provinz Mullaittivu auf Sri Lanka unterstützen will.
Dafür musste extra eine Genehmigung vom Regierungspräsidenten eingeholt werden. In der Stadt Bielefeld gilt das so genannte Nothaushaltsrecht. Da wird noch mehr auf jeden einzelnen Euro geschielt, der ins Stadtsäckel fließen könnte. Aber für Mullaittivu ließ Detmold eine Ausnahme zu. Und das hat sich gelohnt. Rund 70 Fahrräder fanden an diesem Morgen einen neuen Besitzer. 2000 Euro wurden eingenommen.
Nur die ganz herunter gekommene Schätzchen, die beim Publikum ein abschätziges Raunen verursachen, gingen schon einmal für weniger als zehn Euro weg. Gezahlt werden musste sofort und in bar. Dafür gab es dann auch eine Eigentumsbescheinigung.
Bis zu sieben Monate haben die Drahtesel im Keller des Ordnungsamtes auf ihren Besitzer gewartet. Wenn der sich innerhalb dieses Zeitraums nicht meldet, darf die Stadt die Räder versteigern. Die nächste Gelegenheit, ein Fahrrad-Schnäppchen zu ergattern, soll es am 10. Juni geben. Im September ist der dritte Termin geplant.

Artikel vom 11.04.2005