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Von Spechtzungen
und Punker-Frisuren

Tierfilmer Curt Cappel begeisterte die Martinschüler


Gadderbaum (-er). Tierfilmer Curt Cappel spielt mit offenen Karten: »Da habe ich geschummelt. Die Mausefamilie habe ich nicht im Wald gefilmt, sondern im Terrarium einer Schule.« Aber die Mädchen und Jungen in der Martinschule sind von seinen Aufnahmen so in Bann gezogen, dass sie sich über das »Schummeln« nur amüsieren. Zwei Tage war der Mindener in Gadderbaum zu Gast.
Ruhige Einstellungen statt rasanter Schnitte, lange Sequenzen zum genauen Zuschauen statt schnell abwechselnder Themen - Cappel hält nichts von Effekthascherei. Die Bilder sollen überzeugen, und mit seinen spontan gesprochenen Kommentaren kann er auch auf die Zuhörer eingehen. »Die Martinschüler sind sehr aufgeschlossen und aufgeweckt« zog Cappel nach den Vorträgen in acht Klassen Bilanz.
Während die einen »Tiere im Stadtgarten« kennen lernten, waren die anderen den Tieren im Wald auf der Spur. Dabei ging es hinauf in 20 Meter Höhe, wo der Schwarzspecht seine Höhle zimmert, und dann hinunter auf den Waldboden und in die Höhle einer Iltis-Familie.
Wer im Wald die Augen aufsperrt und sich leise wie ein Indianer anschleicht, kann auch vielleicht sehen, wie der Buntspecht am Baumstamm Nahrung sucht. Was sich für den Naturfreund unsichtbar abspielt, hat Filmfachmann Cappel eingefangen: Mit der Zunge - sie ist zweieinhalb mal länger als der Schnabel - spürt der Vogel auch tief sitzende Maden auf. Über das gesträubte Haupthaar des Zaunkönig-Nachwuchses brachen die Schüler in lautes Gelächter aus. Die kleinen Zaunkönige tragen Punker-Frisuren.
Etwas ganz Besonderes war der Blick in ein Wespennest, dessen Konstruktion jedem Architekten Bewunderung abverlangt. So gab es für die jungen Zuschauer gleich etwas über Wärmedämmung zu hören. Aufmerksam hörten sie hin, als Cappel von Hindernissen der Naturfilmerei erzählte.
Die heimische Fauna ist ein Arbeits-Schwerpunkt von Cappel, der in Minden wohnt. Was der Filmer, der auch zusammen mit Heinz Sielmann gedreht hat, noch macht, ist auf seiner Internet-Seite zu sehen:
www.curt-cappel-film.de

Artikel vom 09.04.2005