11.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der letzte Applaus für Juhnke

Berlin verneigt sich in Dankbarkeit und Trauer vor dem Entertainer

Berlin (dpa). Mit einem letzten Applaus und seinem Lieblingslied »My Way« hat Berlin am Samstag Abschied von dem Schauspieler Harald Juhnke genommen, der als Deutschlands größter Entertainer gewürdigt wurde.

Der TV-Moderator Thomas Gottschalk erinnerte in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in bewegenden Worten an »einen großen Unterhalter« und »einen Held der kleinen Leute«. Der Schauspieler war nach jahrelangem Aufenthalt in einem Pflegeheim am 1. April im Alter von 75 Jahren gestorben.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, sagte in seiner Trauerrede, »eine Berliner Stimme ist verstummt«, eine Ära sei zu Ende gegangen. »Berlin verneigt sich in Dankbarkeit und Trauer vor Harald Juhnke, einem genialen Volksschauspieler.« Der Musiker und Juhnke-Freund Paul Kuhn spielte »My Way« das Lied noch einmal auf dem Klavier.
Mit Juhnke sei auch eine Ära zu Ende gegangen. Wowereit sagte: »Hildegard Knef, Wolfgang Gruner, Günter Pfitzmann, Horst Buchholz, Brigitte Mira, Harald Juhnke - diese großartigen Künstler haben die Theater- und Filmstadt Berlin geprägt.« An der Trauerfeier nahmen neben der Familie mehr als 800 Fans, Freunde und Kollegen sowie Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Gesellschaft teil. Dazu gehörten die Schauspieler Otto Sander, Ben Becker, Ilja Richter und die Filmproduzenten Artur Brauner und Regina Ziegler.
Vor der Kirche hatten sich an die 1000 Zuschauer versammelt. Viele Menschen applaudierten, als der Sarg mit Juhnke vorbei getragen wurde. Der Kurfürstendamm musste zeitweise gesperrt werden. Gottschalk sprach in sehr persönlichen Worten von einer »Woche, in der ein toter Märchenfürst aufgebahrt in Monaco liegt, in der wir den Nachfolger Petri zu Grabe getragen haben und in der wir uns von Deutschlands größtem Entertainer Harald Juhnke verabschieden müssen«. Der Himmel werde an Juhnke seine Freude haben.
ZDF-Intendant Markus Schächter nahm Abschied von einem »Ausnahmetalent und Tausendkünstler« und würdigte Juhnke als »Deutschlands beliebtesten, begabtesten, bizarrsten Schauspieler«, der Millionen vor den Fernseher gelockt habe. Juhnkes ältester Sohn Peer sagte für die Familie, der Beruf des Schauspielers sei der Lebensinhalt seines Vaters gewesen, »sein Ein und Alles, die Familie kam da erst an zweiter Stelle, das mussten wir akzeptieren.«
Im Anschluss an die Trauerfeier wurde Juhnke auf dem Waldfriedhof Dahlem am Hüttenweg in einem Ehrengrab beigesetzt. Auf dem Friedhof hat auch seine vor 50 Jahren im Alter von nur 14 Monaten gestorbene Tochter Barbara aus erster Ehe ihre letzte Ruhe gefunden. Susanne Juhnke und ihre Söhne Peer und Oliver warfen weiße Rosen in das Grab, neben dem ein großformatiges Foto Juhnkes stand.

Artikel vom 11.04.2005