09.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Landwirtschaftsverband: »Rübenanbau in Gefahr«

Kritik an EU-Zuckermarktverordnung


Bielefeld (WB). Die Zuckerrübensaison hat während der vergangenen schönen Tage auch in Bielefeld begonnen. »Ob der heimische Rübenanbau aber noch weiter Bestand haben wird, ist fraglich, denn die Europäischen Union (EU) hat zum Angriff geblasen«, sagte Hans-Jürgen Kleimann, der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Bielefeld.
Der Vorsitzende erläuterte, dass der heimische Zuckerrübenanbau eng mit der Zuckermarktordnung der Europäischen Union verknüpft sei und die Marktordnung den Landwirten einen wirtschaftlichen Rübenanbau ermögliche. Dieser sei haushaltsneutral und verursache für den Steuerzahler keine Kosten. Und trotzdem habe die EU-Kommission im vergangenen Jahr eine radikale Reform der Zuckermarktordnung aufgestellt.
Die Vorschläge der EU sehen eine erhebliche Reduzierung der Zuckerquote und gravierende Senkungen der Mindestpreise für Zuckerrüben und Zucker vor. Der Rübenanbau hat durch seine 125-jährige Tradition in der Region eine wirtschaftliche Bedeutung. Hans-Jürgen Kleimann betonte: »Die Vorschläge sind nicht akzeptabel. Werden sie dennoch umgesetzt, ist ein wirtschaftlicher Zuckerrübenanbau nicht mehr gegeben.«
Die Pläne der EU würden sich auch auf die Arbeitsplätze hunderter Beschäftigter auswirken. Insgesamt 1300 Arbeitsplätze in den sechs nordrhein-westfälischen Zuckerfabriken seien gefährdet. Betroffen seien auch Hunderte von Arbeitsplätzen in den zwei ostwestfälischen Zuckerfabriken in Lage und Warburg. Die heimischen Rübenanbauer befürchten, dass sie mit ihrem Produkt, das unter hohen Sozial- und Umweltstandards erzeugt wird, nicht mit Rohstoffen aus großflächigen Anbaugebieten wie Brasilien und Australien konkurrieren können.
Die geplanten Einschnitte in die Preis- und Mengengarantien seien »unverantwortlich«, so Kleimann, und würden für viele Rübenbauer in Bielefeld, Ostwestfalen, Westfalen-Lippe und in ganz Deutschland das Aus bedeuten.

Artikel vom 09.04.2005