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814 Tage schuldlos in Haft

Paderborner Ehepaar ist frei, sitzt aber weiter auf den Philippinen fest

Von Christian Althoff
Paderborn (WB). Nach 814 Tagen Haft ist das Paderborner Ehepaar Grumbach überraschend aus philippinischer Haft entlassen worden. Doch die Freude währte nur kurz: Als Marion (54) und Günter Grumbach (49) am Samstag zurück nach Deutschland fliegen wollten, wurden sie auf dem Flughafen von Manila erneut festgenommen.
Marion und Günter Grumbach saßen seit Januar 2003 in Manila im Gefängnis.

Günter Grumbach, der bei Bertelsmann für die Wartung der Gabelstaplerflotte zuständig war, und seine Frau, die in Paderborn ein Antiquitätengeschäft besessen hatte, waren 1998 auf die Philippinen ausgewandert und hatten eine Tauchschule eröffnet. Seit Januar 2003 hatten die beiden in Manila im Gefängnis gesessen, weil sie gegen Visabestimmungen verstoßen haben sollen. Günter Grumbach war zudem vorgeworfen worden, er habe eine Einheimische sexuell belästigt. Seit ihrer Inhaftierung hatte das Paar vergeblich gefordert, vor Gericht gestellt zu werden, um die Vorwürfe »als Intrige einer Tauchschulkonkurrentin entlarven zu können«, wie Günter Grumbach sagt.
Vor zwei Wochen war schließlich Bewegung in den Fall gekommen: Unter Einbindung der deutschen Botschaft hatte die philippinische Einwanderungsbehörde BID eine Abmachung mit den Grumbachs getroffen. Sie sah vor, dass das Ehepaar freigelassen wird, seinen Besitz aus seiner Tauchschule in Leyte holen darf und das Land am 9. April freiwillig verlässt. Als Gegenleistung mussten sich die Paderborner verpflichten, ihre Anzeigen gegen die Einwanderungsbehörde zurückzuziehen. So hatte Günter Grumbach unter anderem Strafantrag gestellt, weil die Behörde Gerichtspost erst nach 45 Tagen an ihn weitergeleitet hatte. »Damit war die Frist verstrichen, in der ich mich zu der angeblichen sexuellen Belästigung hätte äußern können«, sagt der Mechaniker.
Nachdem das Ehepaar über einen philippinischen Anwalt die Anzeigen zurückgezogen hatte, durfte es das Gefängnis verlassen. »Allerdings stellte man uns eine Wache an die Seite, die uns nach Leyte und zurück begleitete. Das kam uns schon verdächtig vor«, schilderte der 49-Jährige gestern. Als sie dann am Samstag nach Manila zurückgekehrt seien und einchecken wollten, seien sie von drei Beamten der Einwanderungsbehörde festgenommen worden. »Man sagte uns, wir dürften nicht ausreisen, solange mein Gerichtsverfahren anhängig sei. Dabei hat die philippinische Behörde in den vergangenen 27 Monaten alles getan, um genau diesen Prozess zu verschleppen«, erklärte Günter Grumbach verbittert.
Das Paderborner Ehepaar geht jetzt davon aus, noch länger in Manila bleiben zu müssen: »Der Richter, der meinen Fall bearbeitet, kommt nur einmal im Monat nach Leyte, wo das Verfahren anhängig ist«, sagte der 49-Jährige. Die deutsche Botschaft hat allerdings dafür gesorgt, dass die Grumbachs zunächst auf Kosten der Auslandsvertretung in einem Hotel untergebracht werden. Allerdings werden sie dort von einem BID-Beamten bewacht.
Seite Ostwestfalen-Lippe

Artikel vom 11.04.2005