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Windhorst hat
81 Millionen
Euro Schulden

Drittes Strafverfahren eingeleitet

Von Ernst-Wilhelm Pape
Rahden/Berlin (WB). Die Staatsanwaltschaft Berlin hat ein drittes Strafverfahren gegen den einstigen deutschen Vorzeigeunternehmer Lars Windhorst (28) aus Rahden (Kreis Minden-Lübbecke) eingeleitet.

Aus dem Insolvenzverfahren über die Windhorst Capital Holding GmbH in Berlin habe sich der Verdacht auf Straftaten ergeben, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Michael Grunwald, am Freitag dieser Zeitung. Es werde wegen Insolvenzdelikten wie Verschleppung des Verfahrens und Betruges ermittelt.
Windhorst hatte auch Insolvenzverfahren für die Windhorst AG, die Windhorst Electronics GmbH (zuletzt AEMA Trading GmbH) und sein Privatvermögen angemeldet. Über die Windhorst AG und die Electronics GmbH wurden Insolvenzverfahren eröffnet. Für die Windhorst Capital Holding wurde der Antrag mangels Masse hingegen abgelehnt. Das Halten von Beteiligungen an Unternehmen, die Finanzdienstleistungen erbringen und Kapitalmarktprodukte vertreiben, war als Gegenstand des Unternehmensziel der Holding im Handelsregister beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg eingetragen.
Die zwei weiteren Strafverfahren gegen Windhorst wegen Betruges dauerten weiter an, sagte Grunwald. Aus ermittlungstaktischen Gründen könnten keine Einzelheiten genannt werden. Strafanzeige gegen Windhorst hatten der Hamburger Klinikbetreiber Ulrich Marseille und der niederländische Unternehmer Bart van Elsland erstattet. Marseille hatte bei Geschäften mit dem Jungunternehmer 9,7 Millionen Euro verloren, van Elsland 1,6 Millionen Euro.
In Sachen Privatinsolvenz fand jetzt in Berlin eine Gläubigerversammlung statt. 58 Firmen und Privatpersonen hatten Forderungen zwischen 491 Euro (Energieversorger RWE Westfalen AG) und 21 Millionen Euro (eine Finanzholding aus Zürich) angemeldet. Die Gesamtforderung beträgt nach dem Gläubigerverzeichnis, das dieser Zeitung vorliegt, 81 Millionen Euro. So hat sich der Insolvenz der Electronics eine Forderung von einer Million Euro und aus der Insolvenz der AG eine Forderung von 1,5 Millionen Euro ergeben. Unter den Gläubigern sind auch die Firma American Entertainment von Hollywoodstar Michael Douglas (600 000 Euro) und Musikproduzent Jack White aus Kitzbühel (338 719 Euro). Die Commerzbank Hamburg hat 2,1 Millionen Euro angemeldet, die Bank Credit Suisse (Genf) 1,1 Millionen Euro. Forderungen an Windhorst haben ferner unter anderem die Delmora Bank in Berlin (2,9 Millionen Euro), die Deutsche Bank AG in Düsseldorf (1,9 Millionen), die Berliner Finanzbehörden (mehr als 1,5 Millionen), der marokkanische Geschäftsmann Albert Levy (1,7 Millionen Euro), das Bauunternehmen Probst aus Oelde (sechs Millionen), die Bank Sal. Oppenheim jr. in Köln (1,2 Millionen), die Siemens AG (1,1 Millionen), die Sparkasse Rahden (1,6 Millionen), Verwandte in Rahden (31 000 Euro), ein Architekt aus Rahden (6675 Euro) und Windhorsts Rechtsanwalt Wittemöller in Lübbecke (128 000 Euro). Die Firma Probst hatte für den Jungunternehmer das Windhorst Center in Rahden errichtet. Ein Sprecher der Finanzholding aus Zürich, die von Windhorst 21,1 Millionen Euro fordert, wollte Einzelheiten zu den Geschäften mit Windhorst nicht nennen. Die bisherigen außergerichtlichen Vergleichsangebote seien aber sehr bescheiden gewesen.

Artikel vom 09.04.2005