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Das Drama der Grumbachs geht weiter

Paderborner Ehepaar in Manila an der Ausreise gehindert - Botschafter schaltet sich ein

Von Christian Althoff
Paderborn (WB). Als der Airbus A300-600 der »Kuwait Airlines« gestern um 13.45 Uhr in Frankfurt aufsetzte, fehlten zwei Passagiere an Bord: Marion (54) und Günter Grumbach (49), die mit diesem Flug in ihre Heimat zurückkehren wollten, hatten die Philippinen nicht verlassen dürfen.

»Jetzt geht der Psychoterror hier in Manila weiter«, telefonierte Günter Grumbach verbittert nach Deutschland. Marion Grumbachs Schwester Christa und ihr Mann waren bereits auf dem Weg nach Frankfurt, als sie von der erneuten Festnahme ihrer Verwandten erfuhren. »Die Willkür der philippinischen Behörden ist unglaublich«, sagte Christa M., die sich in den vergangenen Monaten mehrfach mit der Bitte um Informationen an die philippinische Botschaft in Berlin gewandt hatte - ohne jemals eine Antwort zu bekommen.
Mit ihren Ersparnissen und der Hoffnung auf ein Leben unter Palmen waren die Grumbachs 1998 ausgewandert, um ihren Lebensunterhalt künftig mit einer Tauchschule auf der Insel Leyte zu bestreiten.
Das Ehepaar war jedoch im Januar 2003 festgenommen worden, weil seine Papiere angeblich nicht in Ordnung gewesen sein sollen. Die Grumbachs hatten allerdings immer eine Intrige einer einheimischen Tauchschulkonkurrentin hinter der Festnahme vermutet.
Schlechtes Essen, Ratten, Gestank, kaum ärztliche Versorgung: 814 Tage saßen die beiden mit bis zu 160 Gefangenen aus 40 Ländern in einer Gemeinschaftszelle des Abschiebegefängnisses von Manila - ohne Aussicht auf einen Prozess. Günter Grumbach: »Vor zwei Wochen ergab sich dann überraschend die Möglichkeit, mit dem Commissioner der Einwanderungsbehörde eine Vereinbarung zu treffen: Wir ziehen unsere Anzeigen gegen seine Behörde zurück, und er lässt uns ausreisen.« Nachdem sie ihren Part erfüllt hätten, hätten sie tagelang gebangt: »Hier gilt ein Versprechen nicht viel, und wir hatten Angst, erneut enttäuscht zu werden«, sagte Marion Grumbach.
Doch am vergangenen Mittwoch war es tatsächlich soweit. »Wir sind in diesem Moment durchs Tor!«, rief Günter Grumbach aufgeregt in sein Handy, als das WESTFALEN-BLATT ihn um 15 Uhr Ortszeit in Manila erreichte. Seine Frau sei nicht in der Lage zu sprechen, berichtete der 49-Jährige: »Die weint vor Freude!« Aus Angst, vielleicht doch noch einmal festgenommen zu werden, baten die beiden jedoch darum, die Nachricht von ihrer Freilassung zurückzuhalten: »Bis wir Sonntag hoffentlich zurück in Deutschland sind. Denn wenn wir hier eines gelernt haben, ist es die Tatsache, dass man niemals weiß, was einen in der nächsten Stunde erwartet.«
Die düsteren Ahnungen der Grumbachs sollten sich bewahrheiten. Die Maschine, mit der sie das Land am Samstag um 16.30 Uhr Ortszeit verlassen wollten, startete ohne sie. Das Ehepaar hatte von Manila nach Kuwait fliegen und dort in einen Airbus nach Frankfurt umsteigen wollen.
Heute will der deutsche Botschafter in Manila versuchen zu klären, warum sich die philippinischen Behörden nicht an die Abmachung gehalten haben.

Artikel vom 11.04.2005