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Flaute im Paderborner Sturm

Dotchev baut seinen Angriff um: Vujanovic greift gegen die Arminia an

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Nach drei Niederlagen in den vergangenen vier Pflichtspielen zieht Paderborns Trainer Pavel Dotchev vor dem Derby gegen Arminias Amateure am Samstag (14 Uhr) im Herforder Jahn-Stadion die Konsequenzen. Der Bulgare baut seinen Angriff um.

»Wir sind zu torungefährlich«, monierte der 39-Jährige nach dem peinlichen, weil völlig unnötigen Pokal-Aus bei den Amateuren des VfL Bochum (2:3) und reagierte jetzt mit einer Personalie, die zu diesem Zeitpunkt ein bisschen überrascht. Radovan Vujanovic, in der Winterpause von Austria Wien geholt, soll die Flaute im Paderborner Sturm beheben. Der Serbe, ohnehin für den Dauerverletzten René Müller (Bandscheiben-OP) nachverpflichtet, bekommt damit seine erste Chance von Beginn an.
Dotchev, der bislang immer an seinem aus der Not geborenen und sehr erfolgreichen System mit einer Spitze (Alexander Löbe) festgehalten hatte, zwingen aber nicht nur die aktuellen Ergebnisse zum Handeln, sondern auch die Formkrise seiner Außen. Weder Daniel Cartus (rechts) noch Benjamin Schüßler (links) sind zurzeit in der Lage, den nötigen Druck aufzubauen und Löbe so mit Bällen zu versorgen, dass die Spitze ihre Torgefahr ausspielen kann.
Der 32-Jährige traf zwar in Bochum und auch beim 2:0-Erfolg über Union Berlin, doch mit dem Paderborner Spiel insgesamt kann der Coach nicht mehr zufrieden sein. Seit dem 1:0-Sieg bei Holstein Kiel, mit dem die Domstädter ihren Vorsprung zwischenzeitlich auf elf Punkte ausbauten, geht die Leistungskurve nach unten. Drei Niederlagen (0:2 gegen Hamburger SV/A, 0:1 gegen St. Pauli, 2:3 im Pokal gegen VfL Bochum/A.) waren die Folge, das 2:0 gegen Schlusslicht Union hielt den schwächelnden SCP wenigstens in den Aufstiegsrängen.
Ein Grund ist ohne Frage die fehlende Durchschlagskraft in der Offensive, ein anderer die großen personellen Probleme. Seit Ende September konnte Dotchev nicht mehr seine Bestformation auflaufen lassen und war durch Verletzungen und Sperren Spieltag für Spieltag zum Umbauen gezwungen. Bis zu sieben Stammkräfte musste der Coach ersetzen. Das konnte die Elf lange gut kompensieren, startete sogar mit fünf Siegen in die Rückrunde und rückte bis auf Rang eins vor. Doch seit dem Kick in Kiel stecken auch die Stammkräfte in der Krise. Ob Markus Krösche, Borislav Tomoski, der erneut angeschlagene Guido Spork (Rückenprobleme), die angesprochenen Cartus, Schüßler und auch Löbe - ihren Leistungsabfall konnte der Aufstiegsfavorit nicht mehr kompensieren.
Jetzt sollen es, zumindest offensiv, Löbe und Vujanovic richten. Der 22-Jährige, einst von Christoph Daum für die Austria entdeckt, ist ein Strafraumstürmer, der bei seinen Kurzauftritten aber auch schon eine Schwäche offenbarte: sein Antritt. Deshalb wurde im Umfeld des Vereins auch erste Kritik an seiner Verpflichtung laut. Mit den beiden A-Jugendlichen Sven Krause und Umut Gun hat der SCP zumindest zwei Talente für die dritte Liga hochgemeldet, doch da bittet der Sportliche Leiter Günther Rybarczyk um Geduld: »Die brauchen noch etwas Zeit.« Zeit, die Radovan Vujanovic mit Sicherheit nicht hat.

Artikel vom 09.04.2005