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Insolvenzverwalter lenken MG Rover

Deutsche Tochter des letzten selbstständigen englischen Autobauers verbreitet Zuversicht

Von Wolfgang Schäffer
und unseren Nachrichtenagenturen
London/Neuss (WB). Der englische Patient MG Rover kämpft ums Überleben. Freitag übernahmen Isolvenzverwalter das Steuer des zahlungsunfähigen letzten selbstständigen Autobauers Großbritanniens.

Trotz der schlechten Nachrichten herrscht bei MG Rover Deutschland in Neuss noch Zuversicht. »Wir sind weder zahlungsunfähig noch haben wir irgendwelche Verbindlichkeiten, denen wir nicht ordnungsgemäß nachgekommen sind.« Geschäftsführer Jürgen Voss stellt klar, dass über das Vermögen der deutschen MG Rover Tochter kein Insolvenzantrag gestellt worden sei und es auch keine Veranlassung dafür gebe. Sprecherin Barbara Schürmann betonte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass in Deutschland alles wie gewohnt weiter laufe. »Kunden und Geschäftspartner müssen zunächst einmal keine Sorgen haben.« Ihren Informationen zufolge hätten die 6000 Mitarbeiter des MG Rover Werkes in Birmingham am Freitag die schriftliche Aufforderung erhalten, am Montag wie gewohnt zum Dienst zu erscheinen.
Premierminister Tony Blair sagte unterdessen am Freitag Hilfe der Regierung bei der Rettung von Arbeitsplätzen zu. Zuvor waren Übernahmeverhandlungen mit dem chinesischen Autobauer Shanghai Automotive Industrial Corporation (SAIC) gescheitert, und die Regierung in London hatte es zunächst abgelehnt, mit einem Kredit zu helfen. Blair und Finanzminister Gordon Brown hatten mit der chinesischen Regierung gesprochen. Die ursprünglichen Übernahmepläne würden zwar nicht zu Stande kommen, aber die Regierung sei entschlossen daran mitzuarbeiten, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu retten, sagte Blair.
Zuvor hatte Industrieministerin Patricia Hewitt jede Verantwortung der Regierung zurückgewiesen. »Wir haben alles getan, was wir konnten«, sagte Hewitt. »Aber am Ende hat SAIC deutlich gemacht, dass sie kein Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit von MG Rover habe.«
Ein Sprecher von SAIC bestätigte dies: »Die Forderung von SAIC war, dass MG Rover nachweisen musste, dass es vom Zeitpunkt einer Vertragsunterzeichnung an für zwei Jahre zahlungsfähig war«, sagte er. »Diesen Nachweis haben sie aber nicht erbringen können, und deshalb konnten wir keinen Vertrag aushandeln.«
Rover wollte von der Regierung einen Überbrückungskredit in Höhe von 100 Millionen Pfund haben, doch Hewitt sagte, einen solchen Kredit hätte sie nur nach Abschluss eines Kooperationsvertrags mit den Chinesen gewähren können. Den Zulieferern von Rover, die noch einmal für bis zu 20 000 Stellen gut sind, versprach Hewitt Hilfe in Höhe von 40 Millionen Pfund (60 Mio Euro).
Wirtschaftsprüfer von PriceWaterhouseCoopers sind als Verwalter des Unternehmens im Einsatz. Anders als ein Insolvenzverwalter ist die Aufgabe eines so genannten Administrators der Erhalt des Unternehmens. Der Schutz der Gläubiger ist nachrangig.

Artikel vom 09.04.2005