12.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Lauschgift statt Rauschgift

»Die da« von den Fantastischen Vier Samstag in Halle

Von Dietmar Kemper
Halle (WB). Fanta 4 ist kein Getränk, sondern die Kurzform einer der einflussreichsten Pop-Gruppen in Deutschland. Mit Hits wie »Die da?!« machten Die Fantastischen Vier deutsche Texte salonfähig und bewiesen, dass Sprechgesang keine Domäne schwarzer Rapper ist.

Am Samstag treten Thomas D. (Dürr), AnD.y (Andreas Rieke), Michi (Michael Beck) und Smudo (Michael B. Schmidt) im Gerry Weber Stadion in Halle auf. Wie es der Name ihrer Tournee andeutet, sind die Stuttgarter »viel unterwegs«. Gern würden sie irgendwann auf dem Mond auftreten. »Von da aus könnten wir die ganze Erde beschallen«, erklärt Thomas D. Die Geschichte der Gruppe reicht bis 1991 zurück. Raketengleich nach oben schossen Fanta 4 mit ihrem gereimten Party-Gespräch »Die da?!«. Die Single ging mehr als 370 000 Mal über die Ladentische, und das dazugehörige Album »4 Gewinnt« machte seinem Namen alle Ehre und eroberte mit 750 000 verkauften Tonträgern die Hitparade.
Den Erfolg von »Die da?!« wollte ein Getränkehersteller in seiner Werbung versilbern und ließ drei Kinder »die« Saftflasche »da« mit Apfel, die da mit Calzium und die mit Multivitamin anpreisen. Statt Armut oder Rassismus zu besingen, wie die Vorbilder in Amerika, setzten die Schwaben auf weitgehend unpolitische Texte: »Lauschgift« statt Rauschgift, wie es der Titel des Albums von 1995 ausdrückt. Weil ihre Musik mit englischsprachigen Künstlern konkurrieren kann, wurden Die Fantastischen Vier als erste deutsche Band vom Fernsehsender MTV 2000 zu einem Konzert in der Unplugged-Reihe eingeladen.
Zur Zeit sind die Pioniere des deutschen Hiphops mit dem Album »Viel« auf Tournee. Obwohl die Fantastischen Vier jede Menge Erfolg hatten und gerade erst in Berlin mit dem »Echo« als beste Hiphopper ausgezeichnet wurden, wünscht sich Thomas D. nicht mehr Geld, sondern »mehr Zeit für die Familie, mehr Zuhause und mehr Freizeit«. Im Gegensatz zu so manchem Rockstar sammelt Thomas D. auch keine teuren Sportwagen. Stattdessen haben die Fantastischen Vier ihr berühmtes Fanta-Mobil, vollgestopft mit wummernden Verstärkern, dem Rock- und Pop-Museum in Gronau zur Verfügung gestellt.
Die Gruppe selbst ist nicht museumsreif. In Halle will sie am Samstag um 19 Uhr »die da« im Publikum zum Tanzen bringen. An Selbstvertrauen mangelt es den Schwaben ohnehin nicht. Thomas D. ganz unbescheiden: »Für mich sind Die Fantastischen Vier immer noch das Beste, was derzeit auf dem deutschen Musikmarkt ist.«
Karten gibt es in allen WESTFALEN-BLATT-Geschäftsstellen.

Artikel vom 12.04.2005