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Die Teufels-Cellisten aus dem hohen Norden

Apocalyptica mit starker Darbietung für einen unvergesslichen Abend im Ringlokschuppen


Bielefeld (Rga). Die wilden Finnen brauchen keine Gitarren, um zu rocken. Und sie dürfen Metallica covern, und dabei dennoch ein Original bleiben. Apocalyptica sind die Personifikation des klassischen Rock.
Bereits vor der Darbietung Apocalypticas war ein leises Knistern im prall gefüllten Ringlokschuppen zu spüren. Die Teufels-Cellisten wurden zu dunklen Streicherklängen aus den Boxen von der anwesenden Menge förmlich heraufbeschworen. Schließlich betraten die Musiker sachte die Bühne, und auch das Publikum wurde leise. Der Bogen war gespannt. Die Ruhe vor dem Sturm. Erst als das Schlagzeug mit einem Donnerknall einsetzte, knarzten auch die bedrohlichen Cellos los, und Apocalyptica bewiesen, dass man aus einem Cello mindestens ebenso viel herausholen kann wie aus einer Gitarre. Ein gelungener Start in einen Abend voller Emotionen, großer Posen und hartem Metal-Sound.
Klassik trifft Metal, so lautete das Motto an diesem Abend. Mit Metallica-Klassikern wie »Master of puppets« und »Enter Sandman«, aber auch eigenen Kompositionen wie »How far« gaben Apocalyptica den Ton an. Doch abwohl die harten Klänge an diesem Abend eindeutig dominierten, entlockten die finnischen Düstermänner ihren Instrumenten immer wieder auch den ein oder anderen zarten Klang. Insbesodere das balladeske „Nothing else matters“ ihrer Lieblingsband »Metallica« sorgte für Gänsehaut.
Die aktuelle Single der Cello-Metaller »Wie weit«, die auf dem »Bundesvision Song Contest« von Stefan Raab durch die bezaubernde »Die Happy«-Frontfrau Marta Jandova präsentiert worden war, wurde im Lokschuppen freilich in einer instrumentalen Version gespielt, was aufgrund der eingängigen Melodie zu verschmerzen war.
Das Kochrezept der Finnen bestand jedoch insbesondere darin, epische Klangwände mit harten Metal-Riffs zu kombinieren. Die Lautstärke tat ihr übriges, um auch das letzte Trommelfell mehr als nur zu erreichen.
Für Apocalyptica zumindest stand an diesem Abend eines fest. »We are maybe not the best, but at least the craziest«. Mit dieser Aussage stellten sie ihr Licht jedoch allzu sehr unter den Scheffel. Schließlich sorgten sie für einen unvergesslichen Abend, der den Rock endlich wieder einmal nach Bielefeld brachte.

Artikel vom 09.04.2005