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Sein Image hat auch positive Seiten

»Landarzt«, Schauspieler, Rezitator: Christian Quadflieg wird 60 Jahre alt

Von Carola Große-Wilde
Hamburg (dpa). Noch immer passiert es Christian Quadflieg, dass die Menschen ihn ansprechen: »Ach, der Landarzt!« Dabei wurde die TV-Serie, in der er sich als Dr. Matthiesen um Bauern kümmerte, Ende der 80er Jahre ausgestrahlt.
Christian Quadflieg an der Seite seiner Ehefrau Renate Reger.Foto: teutopress

»Von diesem Image komme ich nicht mehr los, egal wie viele Rollen ich in der Zwischenzeit im Fernsehen oder am Theater gespielt habe«, sagt der Schauspieler, der am Montag 60 Jahre alt wird. Einem Millionen-Publikum bekannt wurde Quadflieg auch als Dirigent in der ARD-Serie »Vater wider Willen« und als »Anwalt Martin Berg« in der gleichnamigen RTL-Serie.
Doch Quadflieg, der häufig selbst Regie führt, weiß diese Serien-Popularität auch zu schätzen. »So sehr mir dieses Image bei manchen Fernsehproduzenten schadet, so sehr nutzt mir mein Bekanntheitsgrad auf meinen Lesereisen: die Bude ist immer voll«, gesteht er. Schon seit Jahren sind die »Rezitationen« mit Texten von Schiller, Heine oder Kästner, oder auch Zeitgenossen wie Peter Paul Althaus, mit denen er quer durch Deutschland unterwegs ist, seine Leidenschaft. »Manche kommen, weil sie »den Typen aus dem Fernsehen« mal live erleben wollen. Und wenn die dann mit einem Gedicht von Brecht oder Enzensberger nach Hause gehen und vielleicht sogar neugierig darauf werden, dann ist mir das sehr recht«, sagt der Schauspieler.
Als Sohn der Theater-Legende Will Quadflieg (1914-2003) hatte es Christian Quadflieg am Anfang seiner Karriere nicht leicht. Auf der Schauspielschule in Bochum habe er sich einen Künstlernamen zugelegt, weil er nicht ständig mit seinem berühmten Vater verglichen werden wollte. »Da hatte ich oft das Gefühl, einen Perfektionismus vortäuschen zu müssen, den ich noch gar nicht untermauern konnte«, sagt Quadflieg. Im Gegensatz zu Vermutungen in der Presse sei das Verhältnis zu seinem Vater »völlig problemlos« gewesen. »Wir haben nicht so häufig zusammen auf der Bühne gestanden, weil wir nicht Persönliches mit Beruflichem verquicken wollten.«
Erst später kam es dann zur Zusammenarbeit wie bei »Dantons Tod« bei den Salzburger Festspielen oder bei der Lesung »Väter & Söhne - Briefwechsel: Thomas Mann und Klaus Mann«. »Da war mein Vater ziemlich stolz auf mich.« Später habe sich Will Quadflieg - der »Faust« in der berühmten Gründgens-Inszenierung - darüber lustig gemacht, dass die Leute zu ihm sagten: »Ach, Sie sind der Vater vom Landarzt!« Auch mit seiner Ehefrau, der Schauspielerin Renate Reger, mit der Quadflieg seit 1974 verheiratet ist, arbeitet er häufig zusammen. »Meine Frau ist meine wichtigste Beraterin. Den »Landarzt« hätte ich ohne sie nie gemacht, weil ich Berührungsängste hatte. Sie las die ersten 13 Manuskripte und sagte: »Mach es!"«

Artikel vom 09.04.2005