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Autos aus dem Reich der Mitte
Die erste Limousine aus chinesischer Fertigung soll im Herbst anrollen
Die Chinesen kommen. Nach Japanern und Koreanern drängen nun Autobauer aus dem Reich der Mitte nach Europa.
Es ist vielleicht ein wenig übertrieben, von einem chinesischen BMW zu sprechen. Doch der Zhonghua (gesprochen Schong Hua) läuft tatsächlich von den Bändern, auf denen in Shenyang auch 3er und 5er für den chinesischen Markt produziert werden. 450 Millionen Euro hat die Shenyang Brillance Jinbei Automobile investiert, um vor drei Jahren das neue Werk in Betrieb zu nehmen. Seitdem läuft die Produktion des Zhonghua (übersetzt: »China«) für den chinesischen Markt.
Für den europäischen Markt wurde die 4,88 Meter lange Limousine jetzt »konsequent den Bedürfnissen und Wünschen der Kunden« angepasst, wie Reiner Röthling, Deutschland-Verantwortlicher des Generalimporteurs Euro Motors, verdeutlicht. Während das bekannte italienische Designstudio Pininfarina die optische Linie zeichnete, sehen die Chinesen die hohen BMW-Anforderungen sowie die gemeinsam genutzte Lackieranlage als Garant für hohe Produktionsqualität.
Auf den ersten Blick hinterlässt der erste chinesische Wagen auf dem europäischen Markt einen durchaus guten Eindruck. Das Platzangebot im Innenraum ist richtig groß, das Kofferraumvolumen von 550 Litern stattlich. Die Form ist gefällig (vergleichbar mit Hyundai- oder Kia-Limousinen), die Qualitätsanmutung gut.
Bei der Ausstattung haben die Chinesen mit Klimaanlage, elektrischen Fensterhebern, akustischer Einparkhilfe hinten, CD-Radio mit acht Lautsprechern, ABS sowie Front-Airbags mächtig zugeschlagen. Vor allem, wenn man den Einstiegspreis für die Top-Version von weniger als 20 000 Euro betrachtet.
Die ist dann mit einem 136 PS (100 kW) starken 2,4-Liter-Motor ausgerüstet. Die Maschine basiert ebenso wie das Zweiliter-Aggregat mit 130 PS (95 kW) auf Mitsubishi-Triebwerken.
Einzig der Vertrieb für den »China« ist bislang noch nicht geregelt. Derzeit gibt es noch drei Denkmodelle. Röthling: »Der Verkauf in Deutschland könnte über einen großen oder regional über mehrere kleine, markenungebundene Händler erfolgen. Oder aber wir vertreiben den Zhonghua über deutschlandweit vertretene unabhängige Service- und Autoreparaturketten.«
Für welche Variante sich die Chinesen beziehungsweise der Importeur auch entscheiden mögen, spätestens im Frühherbst sollen die ersten Schong Huas an die Kunden ausgeliefert werden. Wolfgang Schäffer

Artikel vom 16.04.2005