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Möbel-Lkw gefahren und Küchen montiert

Die Jobs der Professoren (18): Dr. Bernd-Josef Schumacher von der Fachhochschule


Bielefeld (sas). Jobben - das war für Prof. Dr. Bernd-Josef Schumacher, der seit 1990 am Fachbereich Elektro- und Informationstechnik der Fachhochschule Elektrische Mess-, Steuerungs- und Antriebstechnik lehrt, während seiner Studienzeit eine Selbstverständlichkeit. Als er sich 1970 an der Universität Köln einschrieb, suchte er sich sogleich eine Möglichkeit, Geld zu verdienen.
»Ich hatte bei der Bundeswehr den Lkw-Führerschein gemacht. Dadurch konnte ich als Fahrer bei ÝEuropa-MöbelÜ anfangen«, erzählt Schumacher. Im Dreier-Team war er unterwegs, und selbstverständlich beschränkte er sich nicht auf das Fahren: Schumacher packte mit an, schleppte Möbel und lernte auch, sie aufzubauen. »Ich kann noch heute eine Küche montieren und ein Wohnzimmer geradestellen. Das habe ich von den Möbeltischlern gelernt.« Der Job war anstrengend - »und lustig. Man bekam Einblicke.« Und das großzügigste Trinkgeld gaben meistens die »kleinen Leute«.
Auch Steine hat der Student Schumacher mit dem Lkw ausgefahren. Als er dann jedoch einmal zu einer Baustelle kam, um Fliesen anzuliefern, aber kein Mensch mehr da war, hatte er genug: »Ich musste die ganze Ladung alleine abladen. Das reichte mir dann.«
Angenehmer und vor allem anspruchsvoller war ein Job bei »Interatom« in Bensberg bei Köln. »Ich habe dort als älterer Student in der Abteilung für Reaktor-Instrumentierung gearbeitet - im Sicherheitsbereich. Das war schon ein richtiger Aufstieg.«
Nicht nur in den Semesterferien, sondern auch während der Vorlesungszeit arbeitete Bernd-Josef Schumacher außerdem am Studienkolleg in Köln. »Es ist dem Schulministerium unterstellt und soll ausländische Studenten aus Ländern, mit denen Deutschland kein Abkommen hat, auf eine Prüfung vorbereiten, die unserem Abitur entspricht«, erklärt er.
Angehende Medizinstudenten aus dem Iran, Irak oder Südamerika unterrichtete der Student in Physik und Mathematik. »Das führte zu Freundschaften mit Leuten aus aller Herren Länder und zu tollen Feten. Das ist eine Zeit, an die ich heute noch gerne zurück denke«, schwärmt Schumacher. Immerhin musste er den Gaststudenten auch die Abschlussprüfung abnehmen: »Es gab damals schon zu wenig Mathe- und Physiklehrer, ich bin regelrecht dazu vergattert worden.«
Das Geld, das er am Studienkolleg und auf dem Lkw-Bock verdiente, floss in den Lebensunterhalt - und in ein Auto. »Das brauchte ich ja eigentlich nicht.« Ein Fiat 500 war sein erster fahrbarer Untersatz, danach stieg er auf einen Fiat 850 und schließlich, unaufhaltsamer Aufstieg, auf einen Fiat 127 um. »Irgendwie lief mir das Geld immer durch die Finger«, lacht Schumacher.

Artikel vom 15.04.2005