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Sanierung
gescheitert

Karstadt-Chef Achenbach gibt auf

Essen (dpa). KarstadtQuelle-Chef Christoph Achenbach ist mitten in der Sanierung des angeschlagenen Handelskonzerns zurückgetreten. Der Posten des Vorstandschefs bleibt zunächst unbesetzt. Bis zur Ernennung eines neuen Vorsitzenden wird der Vorstand vom Finanzvorstand Harald Pinger koordiniert.
Harald Pinger (45) gilt als Sanierungs-Spezialist.
Nach einem neuen Konzernlenker werde international gesucht, teilte KarstadtQuelle gestern mit. Achenbach war nur zehn Monate im Amt. Ihm wurde eine zu langsame Sanierung vorgeworfen. Pinger gilt als ausgewiesener Finanzexperte. Der Manager, der erst vor einem halben Jahr von dem Gasehersteller Messer-Griesheim zu dem ums Überleben kämpfenden Handelsriesen gewechselt hatte, hat den Ruf, ein Favorit der Banken zu sein. Der zuvor als Nachfolger gehandelte frühere Karstadt-Vorstand Klaus Eierhoff, derzeit Vorstandschef des Luxemburger Logistik-Konzerns Thiel, hatte eine Rückkehr in die Essener Konzernzentrale abgelehnt.
Pinger wird von den Banken zugetraut, den schwer angeschlagenen Handelskonzern zunächst wieder in Fahrt zu bringen. Auf dem Traditionsunternehmen lasten eine magere Bilanz, eine milliardenschwere Schuldenlast und ein Sanierungspaket, das erst in Teilen umgesetzt ist, und schwache Umsätze.
Achenbach habe den Aufsichtsrat über seinen Wunsch informiert, »die ihm übertragenen Aufgaben als Vorstandsvorsitzender der KarstadtQuelle AG nicht mehr fortsetzen zu wollen«, hieß es. Aufsichtsratschef Thomas Middelhoff habe ihm für die »langjährige, erfolgreiche Tätigkeit, insbesondere für die geleistete Arbeit im Zuge der Sanierung des Konzerns in schwierigen Zeiten, auch im Namen der Gesellschafter, gedankt«.
Die Geschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, der größte deutsche Aktionärsvertretung, Jella Benner-Heinacher, forderte angesichts einer sich immer schneller drehenden Abwärtsspirale bei dem Handelsriesen eine Verschärfung des Sanierungskurses. Das von Achenbach im Herbst vergangenen Jahres vorgelegte Konzept werde nicht mehr ausreichen.

Artikel vom 08.04.2005