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Schaafs laute Trainertöne

Meister Bremen peilt wieder die Champions League an

Hamburg (dpa). Meistertrainer Thomas Schaaf gab seine hanseatische Bescheidenheit auf und wagte sechs Spieltage vor Saisonschluss die Kampfansage an die Konkurrenten.
»Ich traue meiner Mannschaft alles zu«, sagte der sonst so zurückhaltende Bremer nach dem 2:1 des SV Werder im 82. Nordgipfel gegen den Hamburger SV. »Wir schielen weiter nach oben, wir können mit Stuttgart und Schalke noch zwei Mannschaften einholen«, pflichtete ihm Sportdirektor Klaus Allofs bei. Für den Sieg- Torschützen Ivan Klasnic zählten die drei Punkte doppelt: »Wir wollen in die Champions League«.
Reifer und vor allem abgebrühter verhielten sich die Bremer, die mit 50 Punkten als Vierter weiterhin Aspirant auf einen Champions- League-Platz bleiben. »Werder ist uns in einigen Belangen voraus, vor allem in puncto Cleverness und Zweikampf«, gab HSV-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer zu.
Miroslav Klose (8.) und Klasnic (70.) bewiesen die Stürmer des Double-Gewinners ihre Klasse. »Das habe ich clever gemacht«, sagte Klose selbstbewusst. Nach seiner Auswechslung in der Halbzeitpause wegen Knieproblemen fügte sich Nelson Valdez nahtlos ein. Er hatte zwei Riesenmöglichkeiten auf dem Fuß.
Da konnten Naohiro Takahara oder der 18 Jahre alte Amateur Mustafa Kucukovic bei seinem ersten Profi-Einsatz über 90 Minuten nicht mithalten. »Ein Mann wie Sergej Barbarez fehlt an allen Ecken«, meinte HSV-Mittelfeldspieler Stefan Beinlich, der den Ausfall von fünf Stammspielern aber nicht als Ausrede für die Niederlage gelten lassen wollte.
»Die Abgebrühtheit von Werder fehlt uns«, stellte Hamburgs Trainer Thomas Doll fest, der sich seinen 39. Geburtstag anders vorgestellt hatte. Doch auch nach nur einem Punkt aus den letzten drei Spielen wollte er die Europapokal-Teilnahme noch nicht abhaken: »Wir werden uns wieder aufrappeln, am 21. Mai wird abgerechnet.« Zudem lichtet sich das Lazarett und zumindest Innenverteidiger Khalid Boulahrouz und Raphael Wicky werden bei Schalke 04 wieder dabei sein.
Zuversichtlich hat Doll der Auftritt von Mehdi Mahdavikia gemacht, der zwar erst in der 55. Minute eingewechselt wurde, aber schon zwei Minuten später den Ausgleich schoss. Mit seinem so lange in Hamburg vermissten Engagement und seiner Aggressivität wurde er zum besten Hamburger des Tages. »Man sieht, was er drauf hat. Das war die richtige Antwort«, meinte Doll.
Von der Form war Kapitän Daniel van Buyten weit entfernt. Der mit Fieber aufgelaufene Abwehrchef verschuldete den Fehlstart, in dem er den Ball unnötig an Klose verlor, und war zutiefst betrübt über seinen Patzer: »Das tut weh. In dieser Woche werden wir den Kopf frei machen und nach vorn blicken.«

Artikel vom 11.04.2005