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Perfekter Tag mit »Dreierpack«

Stuttgart feiert den werdenden Vater Kuranyi und das 3:0 gegen Schalke

Stuttgart (dpa). Kevin Kuranyi erlebte nach Wochen des Misserfolgs den perfekten Tag: Mit seinem »Dreierpack« beim 3:0 (1:0) gegen den FC Schalke 04 hat der Nationalstürmer den VfB Stuttgart als dritte Kraft im Meisterrennen etabliert.
»Ich hatte eine schwere Zeit. Aber es hat sich gelohnt, immer für die Mannschaft zu kämpfen«, sagte Kuranyi, der am Samstag seine Torflaute von 569 Minuten in der Fußball-Bundesliga beendete. Durch seine Saisontreffer zehn bis zwölf (15./47./63.) versetzte er zudem den Schalker Titelträumen einen herben Dämpfer. »So, wie wir uns hier präsentiert haben, brauchen wir uns über die Meisterschaft keine Gedanken mehr zu machen«, meinte Schalkes Trainer Ralf Rangnick angesichts von drei Punkten Rückstand auf den FC Bayern und nur noch zwei Zählern Vorsprung auf den VfB.
Die höchste Schlappe in der bislang so erfolgreichen Amtszeit von Rangnick ausgerechnet an dessen alter Wirkungsstätte war gekennzeichnet durch mehrere bittere Momente. Christian Pander erlitt mit einem Riss des hinteren Kreuzbandes im linken Knie das vorzeitige Saison-Aus. Lincoln wird nach seiner gelb-roten Karte den »Königsblauen« im Heimspiel gegen Hamburg ebenso fehlen wie Abwehrchef Marcelo Bordon, der an einem für ihn rabenschwarzen Tag die fünfte gelbe Karte sah.
Der 29-Jährige ermöglichte mit seinem Fehler erst die Stuttgarter Führung und hätte seinen ehemaligen VfB-Teamkollegen mit einem Beinahe-Eigentor fast noch einmal unter die Arme gegriffen. »Ich habe schon lange nicht mehr solche Fehler gemacht, aber ich bin auch nur ein normaler Mensch«, sagte der tief gläubige und durch eine Magen-Darm-Grippe noch geschwächte Brasilianer.
Höhere Mächte nannte auch Matchwinner Kuranyi als einen Grund für den dritten Dreifach-Jubel seiner Laufbahn. »Viele Leute haben an mich geglaubt. Meine Familie, mein Manager, der Trainer und ganz besonders Gott«, erklärte Kuranyi, der künftige Erfolge zu dritt feiern darf. Nach dem 2:0 imitierte der 23-Jährige eine Wiegen-Bewegung. »Meine Freundin Vicky bekommt im September Nachwuchs. Ich freue mich total«, sagte der werdende Vater. Er dürfte dies in Schwaben erleben. Schalkes Manager Rudi Assauer erklärte jedem, dass derzeit kein Interesse an Kuranyi bestehe.
Dass das Stuttgarter Kollektiv derzeit reibungslos funktioniert, machte Trainer Matthias Sammer an den beiden überragenden Spielern fest. Kuranyi und Mittelfeld-Motor Alexander Hleb attestierte der Sachse jeweils eine »Weltklasse-Leistung«. Während Kuranyi auch ohne Torerfolg immer mannschaftsdienlich gespielt hatte, rackerte und ackerte Hleb endlich nach Sammers Geschmack, statt sich selbst in den Vordergrund zu spielen. Nach einem Ballverlust sprintete der Weißrusse über das halbe Feld zurück und verhinderte auf der Torlinie den möglichen Schalker Ausgleich durch Ailton. »Das hat ihm mehr Respekt eingebracht von seinen Mitspielern als sieben oder acht Saisontore. Er hat einen Meilenstein gelegt in seiner persönlichen Entwicklung«, lobte Sammer seine Nummer zehn. die er zuvor auch häufiger kritiiert hatte.
Trotz des fünften Sieges hintereinander hält der VfB den Ball flach, wenn es um eigene Meisterschaftsambitionen geht. »Wir denken weiter von Spiel zu Spiel«, sagte Kuranyi. Zwar sprach auch der »Immer-Optimist«, so Sammers sarkastische Selbsteinschätzung, von einer »guten Ausgangslage«; entscheidend sei jedoch, wie seine Mannschaft nun beim Auswärtsspiel beim FC Hansa Rostock auftrete. »Darauf bin ich wirklich sehr gespannt. Noch steht es uns nämlich überhaupt nicht zu, irgendwelche großen Töne zu spucken.«

Artikel vom 11.04.2005