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Dianas Geist schwebt über Prinzenhochzeit

Charles und Camilla bekennen »ihre Schlechtigkeit«

London (dpa). Kaiserwetter ist der Prinzenhochzeit nicht beschieden. Nach Angaben des Wetteramtes wird es wieder einer jener Tage, die das Geschäft in Englands Lungenarztpraxen beleben: Regen und arktische Winde sind angesagt.

Das bestärkt einen Teil der britischen Presse in ihrer Überzeugung, auf der Hochzeit von Prinz Charles (56) und Camilla Parker Bowles (57) laste der »Fluch Dianas«. Der Historiker Robert Lacey hatte schon bei der Verlobung vorhergesagt: »Der Geist Dianas wird über der Hochzeitsgesellschaft schweben.« Die Erinnerung an die Prinzessin lasse sich einfach nicht verdrängen. Fest steht: Egal was Charles und Camilla tun - ihre Trauung wird ständig mit der Märchenhochzeit von 1981 verglichen.
Es ist eben so, dass die großen Momente von damals im Gedächtnis von Millionen eingebrannt sind. Wer erinnert sich nicht an die Balkonszene, als eine halbe Million Menschen »Küss sie! Küss sie!« schrie? Damals hatte sich Charles leicht nach hinten gelehnt und seiner Mutter zugeflüstert: »Darf ich?« Worauf ein gnädiges Kopfnicken folgte. Diesmal wird die Queen bei der standesamtlichen Trauung noch nicht einmal zugegen sein.
Die zweite Hochzeit des Thronfolgers ist geradezu ein Gegenentwurf zur ersten. Damals machten mehr Pferde mit als bei »Ben Hur«, diesmal gibt es noch nicht mal eine Kutsche, nur einen alten Rolls Royce. Und statt unter der mächtigen Kuppel der St. Paul's Cathedral werden die Ringe in einer ehemaligen Rumpelkammer getauscht, einer Amtsstube, die noch vor wenigen Wochen mit Tischen, Stühlen und Sofas vollgestellt war.
Aber Diana ist auch noch auf andere Weise präsent. Die Vorschriften der anglikanischen Kirche verlangen, dass Charles und Camilla während des anschließenden Gottesdienstes um Vergebung für ihre Schuld am Scheitern ihrer ersten Ehen bitten.
Das Brautpaar hat dafür den strengsten zur Verfügung stehenden Text gewählt, ein Gebet von 1662. Darin heißt es: »Wir bekennen uns zu unseren mannigfaltigen Sünden und beklagen unsere Schlechtigkeit.«
Entsprechend präsentierte der »Daily Mirror« Charles und Camilla am Freitag auf seiner Titelseite als rote Teufelchen mit Hörnern. Der Prinz hatte 1994 im Fernsehen zugegeben, ein Ehebrecher zu sein, und die Fährnisse des royalen Trieblebens geschildert. Camilla hat sich nie geäußert, aber sie ist natürlich ebenfalls alles andere als ein »Engel für Charlie«. Das Schuldbekenntnis des Thronfolgers werde »als Charles' erste öffentliche Entschuldigung für den Verrat an Diana betrachtet werden«, kommentierte der »Mirror«. Zum Büßerkleid passt auch, dass die Queen den beiden verboten haben soll, die Nacht vor der Hochzeit gemeinsam zu verbringen.
Mag die Heirat auch vergleichsweise bescheiden ausfallen, sie ist immer noch ein Spektakel. Schon seit Tagen wird die St. George's Chapel von Schloss Windsor für den festlichen Gottesdienst mit 800 Gästen hergerichtet.
Erstmals seit langem gibt es aber auch eine gute Nachricht. Nachdem das »Pannen-Paar« wochenlang Prügel bezogen hat, macht sich so etwas wie Mitleid breit. Selbst das Massenblatt »The Sun« gab sich am Freitag versöhnlich und schrieb: »Nach all dem Unglück sollten wir uns jetzt einfach auf eine fröhliche Hochzeit freuen.«
Vielleicht wird Camilla ja doch noch als das lustige Weib von Windsor bekannt.

Artikel vom 09.04.2005