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In den aktiven Unruhestand

Vergessene Manager und viel Erfahrung jenseits der 50

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). »Endlich alt!«: Der schwungvoll vitale Titel des »Ideenbuches für Menschen in der zweiten Lebenshälfte« bremst falschen Jugendwahn.
Jutta Oppermann, Frank Tippelt, Endlich alt!, Jetzt mache ich, was ich will, J. Kamphausen-Verlag 2005, 16,50 Euro
Nicht Vorruhestand oder altes Eisen, sondern der bundesweit in vielerlei Beispielen greifbare Unruhestand steht im Blickpunkt. Ingenieure jenseits der 50 sind in Schwaben stark gefragt, bei der Lufthansa sorgen »vergessene Manager« für Aufwind unter den Flügeln und Initiativen wie »Arbeit50plus« bieten Hilfen zur Selbsthilfe.
Die Autoren Jutta Oppermann und Frank Tippelt - Jahrgänge 1962 und 1966 - haben sich umgesehen unter zahllosen Ehrenamtlichen und Freiwilligen. Es geht um Prominente in ihren besten Jahren, mehr noch um Normal-Bürger, die etwa in Riedlingen ein soziales Netz knüpfen. Die Autoren berichten, wie Mitglieder des Vereins Wahlhilfe in Bielefeld ihr Leben unter einem Dach planen und trafen Rolf Horn, der für den Senior Experten Service im Ausland unterwegs ist.
Versteht sich, dass Beratungsangebote und reichlich Adressen den Service für die Leser erhöhen. Kontakte, Telefonnummern, Websites laden in großer Zahl zum Anknüpfen und Weitermachen mit Kopf und Hand ein.
Der Trend in der deutschen Industrie zu den jüngsten Belegschaften weltweit ist mit Lock- wie Druckmitteln so weit ausgewachsen, dass sich längst seine Schattenseiten auftun. Auch wer gerne die Prämie nahm und zunächst einmal die neue Freiheit genoss, sieht sich inzwischen zwischen allen Stühlen. In dieses Loch stößt der Titel »Endlich alt!«, dem genauso gut ein Fragezeichen angestanden hätte.
Dieses Sachbuch ist alles andere als ein nüchternes Fachbuch und schon gar kein durchzuarbeitender Motivationstrainer. Es reichen lockeres Blättern und Schmökern auf dem Sofa, um genau das bald in der Ecke stehen zu lassen.

Artikel vom 08.04.2005