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Leitartikel
Wichtigredner und andere

Wenn (H)einer sich als Papst
empfiehlt...


Von Rolf Dressler
Ob im privaten oder öffentlichen Bereich, da wie dort sehen wir Menschen uns immer wieder auf Normalmaß zurückgestutzt. Und geistig wie auch politisch- ideologisch schrumpfen selbst forscheste Großsprecher bisweilen recht plötzlich und unsanft zu regelrecht armseligen Wichten. Nur hartleibig Selbstgewisse und notorisch Überhebliche reden sich gern ein, »so etwas« könne ihnen nun wirklich nicht widerfahren.
Millionen Pilger strömten gen Rom, um Papst Johannes Paul II. die letzte Ehre zu erweisen. Aus ureigenem inneren Antrieb, oftmals unter beträchtlichen materiellen Opfern und körperlichen Strapazen. Ein wahrhaft ermutigendes Zeugnis des Bekennens zum Glauben, zu Gott.
Ein Ereignis, das allen Kleinmut, alle Verzagtheit und Miesepeterei überstrahlt, in den Schatten stellt.
So lief denn gottlob auch ein trostlos billiger Versuch von Sabine Christiansen im Ersten Fernsehprogramm ins Leere. Zu gern hatte die ARD-»Quotenfischerin« der linkskatholischen Kirchenkritik unmittelbar nach dem Ableben Johannes Pauls II. die Gelegenheit geben wollen, mit gerade diesem ungeliebten Papst abzurechnen. Während sich also ungezählte Christen und sogar Nichtchristen gerade in Liebe und Re- spekt vor der überragenden Lebensleistung des »polnischen Giganten« auf dem Stuhle Petri (Zitat »Der Spiegel«) verneigten, musste deshalb in der teils fast unterirdisch bizarr anmutenden »Christiansen«-Runde sogar Wolfgang Huber, der Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland, Johannes Paul II. nachdrücklich gegen den Vorwurf in Schutz nehmen, er sei angeblich ein rückschrittlicher Papst gewesen.
Denn dieses Zerrbild zeichneten in der ARD-Sonntagabend-Sendung der Dauer-Chefkirchenkritiker Hans Küng und vor allem der total selbstüberhobene (unvermeidliche?) CDU-Altpolitiker Heiner Geißler. Woraufhin das Feuilleton der »Frankfurter Allgemeinen« zu dem Stilmittel geharnischter journalistischer Ironie griff. Ihre Glosse vom 6. April 2005 trug die sinnfällige Schlagzeile »Der Stellenbewerber - Phantom in Rom: Geißler bringt sich als Papst ins Spiel«.
Noch eins drauf setzte dann, von vielen Medien bereitwillig transportiert, der gleichfalls unverwechselbare Paderborner Kirchenkritiker Eugen Drewermann. Und was er da hin- ausplauderte, war offenbar auch genauso gemeint:
Drewermann, man fasst es nicht, erinnern die Geschehnisse in Rom und das weltumspannende Gedenken an Johannes Paul II. »an die Trauerfeierlichkeiten eines Ayatollah Khomeini« (!) im radikal-islamischen Iran...
Erbarmungswürdiges Gerede weit unter Normalmaß, das sich selbst kommentiert - und selbst richtet. Denn dagegen steht leuchtend das überwältigende Lob, das Johannes Paul II. posthum zuteil wird. Wie etwa auch jenes in der »Zeit«: »Jesus Christus ist für alle Menschen gestorben. Johannes Paul II. ist vor allen Menschen gestorben, vor aller Augen ... Wenn etwas davon an- gekommen ist und bleibt, dann erlebt die Menschheit derzeit einen der gläubigsten Momente ihrer Geschichte.«
Möge er weit und weiter wir- ken. Das könnte ein Segen sein.

Artikel vom 09.04.2005