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Woods auf der Überholspur

Masters in Augusta: Langer fällt zurück und kritisiert die Organisatoren

Augusta (dpa). Ein Mann war restlos sauer: Bernhard Langer ließ nach seinem aussichtslos gewordenen Wettlauf um seinen dritten Sieg beim 69. US-Masters der Golfprofis reichlich frustriert mächtig Dampf ab.

Die Kritik an der chaotischen Organisation des von Unwettern gebeutelten ersten Major des Jahres in Augusta ärgerte Langer allerdings mehr als Platz 26 nach der erst am Sonntagmorgen beendeten 3. Runde. »Unglaublich, was sich hier abspielt. Ich habe selbst Amateurturniere besser organisiert erlebt«, schimpfte Langer nach 218 Schlägen (74+74+70) vor der Schlussrunde.
Dafür stürmte US-Superstar Tiger Woods (205-74+65+66) mit 65 Schlägen in Runde drei nach neun Birdies und zwei Bogeys an dem seit Beginn führenden Chris DiMarco (USA) vorbei an die Spitze der 50 Konkurrenten. Der dreimalige Maters-Sieger ging mit drei Schlägen Vorsprung auf DiMarco (208-67+67+74) auf die letzten 18 Löcher, nachdem der 36-jährige Profi aus Florida zur Halbzeit noch fünf Schlägen vor Woods lag.
Acht Schläge hat Woods, der 2002 sein letztes von acht Majors seit 1997 gewonnen hatte, nun gut gemacht. Im Vorjahr war DiMarco als Spitzenreiter auf die Schlussrunde gegangen und hatte 2004 erst auf den letzten Löchern gegen Mickelson (USA) den Kürzeren gezogen. Der Titelverteidiger (211/USA) und der Weltranglisten-Erste Vijay Singh (212/Fidschi) waren schon so gut wie abgeschlagen.
Langer dagegen hatte noch weniger Chancen, wie 1985 und 1993 wieder in das »Grüne Jacket« des Siegers zu schlüpfen. Nur mit Müh' und Not hatte der Anhausener in der auf Samstagmorgen verschobenen 2. Runde den Cut (148) exakt gemeistert - aber die Spitze der 50 Finalisten aus den Augen verloren. Dafür kritisierte er die zwischenzeitlich überforderten Organisatoren. Als der 47-Jährige auf die 3. Runde gehen wollte, wusste keiner, wer, wann und wo abschlagen sollte.
Das OK hatte schlicht versagt, nachdem das neben der British Open wichtigste Turnier der Welt am Donnerstag und Freitag im Matsch und den Regenfluten zu versinken drohte, während täglich 35 000 Zuschauer über einen der schönsten Golfplätze pilgerten. Doch auch am Samstag hatte Langer nicht seinen besten Tag erwischt, um sich nach seiner Berg- und Talfahrt mit 15 Bogeys und 11 Birdies weiter nach vorn ins große Geld zu spielen.
Das Material war mindestens genau so gut wie das der »Big Five«, die in Woods, Mickelson, Singh, Retief Goosen (Südafrika) und dessen allerdings in Augusta indisponierten Weltranglisten-Dritten Ernie Els (Südafrika) die neue Welt-Rangordnung im Golf bestimmen. 17 Major-Titel haben die fünf Millionäre bisher gewonnen - Woods alleine acht. Els war mit 218 Schlägen auf den vorletzte Platz zurückgefallen.
»Bei mir muss alles klappen, um noch einmal dieses Turnier zu gewinnen. Ich kann mir keine Fehler erlauben wie die Big Five, weil sie bei um bis zu 50 Meter längeren Abschlägen auch mehr Birdie-Chancen haben«, hatte Langer schon vor dem Auftakt gesagt - und bis zum Sonntag Recht behalten. Das Masters 2005 von Augusta: Das ist diesmal nicht »sein« Turnier und das grüne Jackett, das dem Gewinner winkt, wird er nicht mehr überstreifen.

Artikel vom 11.04.2005