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»Schwerfälliger Dampfer«

Keine »Einmischung in jedes Detail« durch die Politik


Bielefeld (bp). »Wir sind - im Gegensatz zu anderen - immerhin schon auf dem Weg,« freut sich Norbert Müller, Geschäftsführer der BGW, nach Abschluss des Kongresses zur kooperativen Stadtentwicklung (das WB berichtete). Diskutiert wurde zwei Tage lang darüber, wie der demografische Wandel gemeinsam zu gestalten ist. Dr. Michael Vesper, NRW-Minister für Städtebau, forderte, pragmatisch an die Herausforderungen heran zu gehen. In NRW werde die Bevölkerung bis 2040 auf 16,8 Millionen Menschen sinken, der Anteil der über 75-Jährigen werde sich bis dahin nahezu verdoppeln, der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund vor allem in den Städten zunehmen. Für Norbert Müller und Bielefelds Baudezernent Gregor Moss ist es wichtig zu bestimmen, wohin Bielefeld »steuern« soll: »Wir bestimmen heute, was sich in 30, 40 Jahren auswirkt, Entwicklungen dürfen nicht verschlafen werden.« Zumal, so Müller, Städte wie schwerfällige Ozeandampfer seien, bei denen sich nur schwer die Fahrtrichtung selbst um wenige Grad ändern ließe. Minister Vesper lobt Bielefeld dafür, mit Susanne Tatje als erste Stadt bundesweit eine Demografiebeauftragte eingesetzt zu haben. Jürgen Heinrich (Koordinator Modellregion OWL) betonte, ein Ergebnis des Kongresses sei der allgemeine Wunsch gewesen, die Politik möge sich bei der Bauplanung nicht in jedes Detail einmischen, sondern sich damit begnügen, die Rahmenbedingungen festzulegen. Er beschrieb als ein Beispiel einer funktionierenden Partnerschaft zwischen Kommunen und privaten Unternehmen in Zeiten knapper öffentlicher Kassen den Bau von drei Dreifach-Sporthallen in Münster. Die Stadt hat damit die Bielefelder Firma Goldbeck beauftragt und gleichzeitig einen 30-Jahres-Vertrag auch über den Unterhalt der Hallen abgeschlossen. Heinrich ist überzeugt: Im Hinblick auf den Lebenszyklus der Gebäude kommt ein solcher Vertrag eine Kommune insgesamt zehn bis 20 Prozent günstiger, als würde sie selbst bauen.« Eine funktionierende Infrastruktur, die Kultur der Nachbarschaft, ein Gefühl der Sicherheit - das seien Kriterien für ein intaktes Wohnviertel. Gregor Moss kündigte an, dass der Kongress 2006 zum zweiten mal aufgelegt wird.

Artikel vom 08.04.2005