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Per Rad zum Bau
der »Hindenburg«

Radpionier Wolfgang Rieke wird 80


Bielefeld (WB-jm/wjö). Er ist seit 66 Jahren Mitglied im RV Teutoburg: Radsportpionier Wolfgang Rieke begeht am heutigen Samstag seinen 80. Geburtstag.
Vor allem in den 50er Jahren hatte der Jubilar als Trainer und Jugendleiter die Nachwuchsarbeit im Rennstall der »Quirkendörper« mitgeprägt. Aus Riekes »Talentschmiede« ging etwa Willi Bulk hervor, der 1956 bei den Olympischen Spielen in Melbourne gemeinsam mit Klaus Kobusch die Bronzemedaille im Tandemfahren gewann. »Ich habe den ganzen Radsport-Werdegang in OWL miterlebt«, erinnert er sich gerne an vergangene Glanzzeiten.
Unvergessen für Rieke, wie Tour de France-Starter Heinz Wengler ihm bei einem Jugendrennen in Steinhagen zurief: »Halte durch, dann wirst du auch einmal einen Sieg erringen«.
Wolfgang Rieke absolvierte bei den Bielefelder Goericke-Werken eine Lehre als Werkzeugmechaniker. Sein Vater Wilhelm war es, der beim Filius die Passion für das Radfahren entfachte und mit zahlreichen Touren nährte. An eine kann sich der Jubilar noch gut erinnern, im Jahr 1937. »Als Zwölfjähriger bin ich mit meinem Vater bis zum Bodensee gefahren, nach Friedrichshafen. Dort haben wir den Bau des Zeppelins Hindenburg miterlebt«. Genächtigt wurde in Scheunen oder Jugendherbergen. Wolfgang Rieke fuhr damals auf einem Kinderrad ohne Freilauf und Rücktritt. Weil sich die Pedalen mitdrehten, war das Bremsen dann eine schwierige Angelegenheit, wenn es bergab ging. Auf der Rückfahrt am Rheinufer passierte das Unheil. »Ich konnte nicht bremsen, bin mit dem Kopf gegen die Rüdesheimer Brücke gestürzt«. Eine schwere Gehirnerschütterung war die Folge.
Umso faszinierter war Wolfgang Rieke, als er zum ersten Mal mit einem richtigen Rennrad mit Freilauf in Berührung kam. »Dieses Geräusch beim Kreisen hat mich nicht losgelassen«, sagt er.
Sein erstes Rennrad kostete 130 Mark. »Weil ich es nicht bar bezahlen konnte, wurden mir jede Woche drei Mark vom Lohn abgezogen«. 1953 organisierte er am Gleisdreieck das erste Bambinirennen. Voll Bedauern registriert der 80-Jährige, der im Krieg den linken Arm verlor, den fortwährenden Zerfall der Radrennbahn. »Solch eine wertvolle Traditionsstätte. Es ist bedauerlich, dass von der Stadt nichts für ihren Erhalt unternommen wird«.
Natürlich hält sich der fachkundige Rieke am Sonntag im Startbereich des Teutoburg-Radrennens auf, um Rennatmosphäre zu inhalieren. »Ich werde von diesem Sport nie lassen können«.

Artikel vom 09.04.2005