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Beim Händeschütteln
Lehrer misshandelt

Rabiater Vater wegen Körperverletzung verurteilt

Herford (cl). Der Vater verletzte einem Lehrer beim vermeintlichen »Händeschütteln« den Daumen, sein rabiater zehnjähriger Sohn ohrfeigte wenig später gleich zwei Pädagogen. Die »Attacken« an der Erziehungshilfe-Grundschule »Arche« in Schweicheln hatten jetzt ein »Nachspiel« im Herforder Amtsgericht. Wegen Körperverletzung wurde der 42-jährige Tschetschene Tengiz T. (Namen geändert) von Richterin Claudia Schonscheck zu 300 Euro Geldstrafe (30 Tagessätze) verurteilt.

Sein zehnjähriger Sohn Ruslan war am 30. November auf dem Rückweg von der Turnhalle in Streit mit einem Mitschüler geraten. Der Lehrer schob beide auseinander, um eine Prügelei zu verhindern. Am nächsten Tag machte ihm der aufgebrachte Vater klar: »Keine Frau, kein Mann außer mir darf meinen Sohn anfassen!«
Beim Einzelgespräch, das Sohn Ruslan übersetzte, täuschte der Vater vor, dem Lehrer die Hand schütteln zu wollen - hielt dann aber dessen Handgelenk fest und überdehnte den Daumen heftig. Der Sonderschullehrer musste eine Woche Schiene und Verband tragen und hatte noch längere Zeit Druckschmerzen.
Ruslan »flog« 14 Tage später von der Schule, nachdem er zwei Lehrern Ohrfeigen »verpasst« hatte. »Das hat er sich gut beim Vater abgeguckt«, stellte Amtsanwalt Markus Ehresmann fest. Der Zehnjährige muss nach dem Willen des Vaters auf die dringend angebrachte pädagogische Förderung an der »Arche« verzichten. Erst seit wenigen Tagen besucht er eine teilstationäre Einrichtung.
Der Prozess wurde zur Tortur für alle Beteiligten. Der Angeklagte behauptete steif und fest, Russisch nicht zu verstehen und wollte nur seinen Sohn als Dolmetscher akzeptieren. Nach Absprache mit dem Betreuer sollte eigentlich die Ehefrau mitkommen, um zunächst vom Tschetschenischen ins Russische zu übersetzen. Sie fehlte dann aber ohne Begründung. T. brachte aber schließlich ein ellenlanges Schlusswort in ausgezeichnetem Russisch zu Protokoll.
Der Angeklagte lebt mit seiner vierköpfigen Familie seit 2001 in Deutschland, lehnt aber fast alles ab - bis auf die Sozialhilfe.

Artikel vom 07.04.2005