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Autokäufer halten sich zurück

Händler spüren Diskussion um Rußpartikelfilter - »Franzosen« fein raus

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Wer in diesen Tagen mit dem Gedanken spielt, sich einen Neuwagen mit Dieselmotor zu kaufen, kommt um eine Frage nicht herum: Rußpartikelfilter Ja oder Nein. Die Diskussion um Feinstaub hat die Kunden sensibilisiert, ergab eine Umfrage unter Autohäusern der Region.

Ein Trend zeichnet sich dabei ab: Entweder zögern die Bürger beim Kauf eines Diesels, sofern das gewünschte Modell noch nicht serienmäßig mit dem Filter ausgerüstet ist. Oder sie entscheiden sich gleich für einen ohnehin preiswerteren Benziner.
Die Diskussion um Feinstaub und mögliche Fahrverbote hat die Kunden nach Ansicht von Oliver Exeler, Verkaufsleiter bei Toyota Weller (Bielefeld, Osnabrück) für das Thema sensibilisiert. »Vor vier Wochen hat sich jeder vierte Kunde nach dem Rußpartikelfilter erkundigt, heute fragt jeder danach.« Toyota biete den Avensis mit Dieselmotor an. Falls gewünscht, auch mit Filter, dann aber zu einem Aufpreis von 800 Euro. Viel Geld, meinen offenbar viele Kunden. Exeler: »Die meisten entscheiden sich gegen den Filter.« Auch weil die steuerliche Förderung für entsprechende Autos derzeit noch unklar ist.
Mit zehn bis 15 Prozent ist auch bei Ford der Anteil verkaufter Dieselfahrzeuge recht gering, sagt der Geschäftsführer von Erdmann & Domke (Bielefeld), Wilhelm Kley. Daher sei eine direkte Kaufzurückhaltung potenzieller Diesel-Kunden auch nicht messbar. Dennoch ärgert ihn die Diskussion um den Filter. »Gerade hellt sich die Stimmung in der Branche ein wenig auf, sorgt nun die Umweltdiskussion für Verunsicherung.«
»Die Autofahrer sind wieder einmal die Melkkuh der Nation«, schimpft Friedrich Schröder, Geschäftsführer vom Schröder Team (fünf Autohäuser in der Region). Auch er beklagt, dass es an Klarheit bezüglich steuerlicher Fördermöglichkeiten fehle. Er stellt eine »gewisse Kaufzurückhaltung« fest. Dabei hätten sich gerade Dieselfahrzeuge in den vergangenen Jahren zunehmender Beliebtheit erfreut. »Es fehlt eine schnelle Entscheidung der Politik«, meint auch Eckart Bollweg, Geschäftsführer bei Opel-Hagemann. »Das würde Kunden und Industrie bewegen.«
Keine Absatzprobleme hat die Mercedes-Niederlassung Ostwestfalen Lippe. »Bei uns gibt es keinen Nachfrageeinbruch«, versichert Niederlassungsleiter Peter G. Ulrich. »Weder bei den Neu- noch bei den Gebrauchtwagen.« Mercedes bietet bereits aktuell 20 Modelle mit serienmäßigem Filter, im Sommer kommen weitere hinzu, für andere Modelle wie die A-Klasse wird der Filter gegen Aufpreis angeboten. Ähnlich sieht es bei BMW aus. »Es gibt keine Kauf-Zurückhaltung«, sagt Hermann Kattenstroth vom gleichnamigen Autohaus in Gütersloh. Was wohl auch daran liege, dass es sich bei den meisten verkauften Diesel-Pkw um Firmenfahrzeuge handelt.
Zu den Gewinnern der Diskussion gehören die »Franzosen« wie Peugeot und Citroen, die seit mehreren Jahren mit »rauchfreien« Dieselmotoren auf dem Markt sind. »Wir haben einen enormen Zulauf«, sagt Andreas Schubert, Verkaufsleiter bei Peugeot Schettler (Bielefeld). Und der Bielefelder Citroen-Händler Henry Beckmann stellt fest, dass die gebrauchten Dieselfahrzeuge mit Filter nun stark nachgefragt werden.

Artikel vom 07.04.2005