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Unzufrieden mit Schrempp

Scharfe Aktionärskritik bei der Hauptversammlung von DaimlerChrysler

Berlin (ddp). Massive Aktionärskritik am Top-Management von DaimlerChrysler und ein in die Offensive gehender Vorstandschef Jürgen Schrempp haben der diesjährigen Hauptversammlung des Stuttgarter Autoherstellers gestern ihren Stempel aufgedrückt.

Vertreter von institutionellen Investoren und Kleinaktionären kritisierten in Berlin vor allem die aus ihrer Sicht enttäuschenden operativen Ergebnisse in den vergangenen Jahren und eine ungenügende Wertentwicklung der DaimlerChrysler-Papiere. Nachdem der Konzernvorstand mit der Mercedes-Rückrufaktion und dem Smart-Sanierungsplan schon im Vorfeld Lösungsansätze für wichtige Kritikpunkte präsentiert hatte, startete Schrempp mit der überraschenden Ankündigung neuer mittelfristiger Renditeziele eine Gegenoffensive. In den nächsten vier bis fünf Jahren solle die Konzernrendite auf zehn Prozent steigen, sagte er. Dies sei ein »ordentliches Ziel« und habe »allerhöchste Priorität«.
Man wolle sich nicht damit zufrieden geben, nur die Kapitalkosten zu verdienen, betonte Schrempp vor den Aktionären. Binnen zwei Jahren solle eine Mindestrendite von sieben Prozent erreicht werden. 2004 steigerte der Konzern die Rendite nach Steuern von 2,4 auf 5,6 Prozent. Dennoch übten Vertreter von Fondsgesellschaften und Kleinaktionäre unter dem Applaus vieler Anteilseigner heftige Kritik an Vorstand und Aufsichtsrat.
So würden beispielsweise Fehlentwicklungen zu spät erkannt, bekräftigte DWS-Manager Klaus Kaldemorgen eine Einschätzung vom Vorjahr. »Ergebnisse schön zu reden, scheint mittlerweile Teil der Unternehmenskultur zu sein«, merkte er nicht zuletzt mit Blick auf die Probleme bei Mercedes und der defizitären Kleinwagenmarke Smart an. Zum Smart-Sanierungsplan sagte er: »Ein Ende mit Schrecken kann oft die bessere Lösung sein, wie der Fall Mitsubishi beweist.«
Schrempp räumte die Probleme bei Mercedes-Benz und Smart ein: »Ich gebe zu, dass das eine oder andere handwerklich nicht in Ordnung war.« Die Ergebnisentwicklung bei der Mercedes Car Group (MCG) im vorigen Jahr sei »total inakzeptabel«, betonte er. Jedoch seien bereits die Vorgaben definiert, wie die Sparte wieder zu alter Ertragsstärke geführt werden könne. Für das Gesamtjahr sei mit einem leichten Absatzplus zu rechnen. Er unterstrich das Ziel, 2006 und 2007 deutliche Ergebnisverbesserungen zu erreichen.
Wie der Konzern mitteilte, hat die MCG im März bei Rekordnachfrage nach neuen Mercedes-Modellen ihren Absatz um zwei Prozent zum Vorjahr auf 117 500 Fahrzeuge gesteigert. Auch die Smart-Verkäufe hätten zugleich im März um die Hälfte zugelegt.
Die Fondsgesellschaft Union Investment hatte schon vorab Stimmenthaltung bei der Entlastung des Vorstands angekündigt.

Artikel vom 07.04.2005