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Wohnumfeld von
großem Gewicht

Abwanderung in Bielefeld gestoppt

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »60 Prozent derjenigen, die aus der Großstadt wegziehen, ziehen auch im so genannten Speckgürtel erneut in eine Mietwohnung,« betont Baudezernent Gregor Moss. Und nicht etwa in die eigenen vier Wände.

Weil Bielefeld ständig aktuelle Daten zum Wohnungsmarkt ermittelt, weiß er, dass Bielefeld, anders als andere Kommunen, inzwischen die Abwanderung gestoppt, ja, umgekehrt habe. Ein Beispiel für positive Stadtentwicklung, das Moss beim zweitägigen Kongress »Kommunen und Immobilienwirtschaft in einem Boot« in der Stadthalle vorstellte. Veranstalter des Kongresses, der gleichzeitig auch Auftakt der Veranstaltungsreihe »Stadtvisionen« ist (das WB berichtete), sind die Stadt, die BGW (Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft mbH), der Verband der Wohnungswirtschaft Rheinland-Westfalen (VdW) und der Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen NRW sowie der Städtetag NRW. Gründe für den »Rückzug« sieht Moss darin, dass Bielefeld als Wohnort attraktiver geworden sei. Denn - umgekehrt - hätten 80 Prozent derjenigen, die die Stadt zugunsten des Umlandes verlassen hätten, immer noch Arbeitsplatz, Schule, Freundeskreis in Bielefeld. Moss: »Der Grund für den Wegzug ist also das Wohnumfeld.« Burghard Schneider (VDW Verbandsdirektor) betont: »Die früheren 'weichen' Standortfaktoren wie Kultur, Kindertagesstätten, Bildungsangebote sind längst zu 'harten' Standortfaktoren geworden.« BGW-Geschäftsführer Norbert Müller hält es für entscheidend, dass ausgewogene Strukturen in jedem Wohnviertel erhalten bleiben. In Bielefeld gelinge das »vorbildlich«: Die Stadt habe mit mehr als 200 Wohnungsunternehmen und Vermietern Vereinbarungen zur Belegung von Wohnungen getroffen, so dass die Wohnraumversorgung auch für Problemgruppen sozialverträglich gelöst werden kann.« Müller freut sich, dass die BGW nur einen Leerstand von knapp zwei Prozent zu verzeichnen habe: »Weil wir modernisieren, die Wohnungen dem anpassen, was nachgefragt wird.« Schneider weist darauf hin, dass Kommunen und Wohnungswirtschaft eng zusammen arbeiten müssten, um in Zeiten des demografischen Wandels Fehlinvestitionen zu vermeiden. Er ist überzeugt davon, dass Städte, die sich als attraktive Wohnorte empfehlen, auch Investitionen auf dem Arbeitsmarkt anziehen: »Die Entscheidung für einen Wohnort fällt bewusst - inzwischen konkurrieren die Kommunen schon untereinander.«

Artikel vom 07.04.2005