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Holzbedarf ist nur geringfügig

Wasserwirtschaft sieht bei einem Nationalpark Egge auch Probleme

Von Bernhard Liedmann (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Kreis Paderborn (WV). Ein Nationalpark Eggegebirge-Senne hat keine negativen Auswirkungen auf die Holzwirtschaft in OWL, so Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn. Nach aktuellen Zahlen würden die bisherigen Holzkäufer durchschnittlich weniger als 1,5 Prozent ihres Gesamtbedarfs aus dem Gebiet der Egge, das für den Nationalpark vorgesehen ist, bekommen. Probleme befürchtet jedoch die Wasserwirtschaft. So könnte die Wassergewinnung beeinträchtigt werden.

In einer Erklärung verweist die Umweltministerin nach Untersuchungen der Landesforstverwaltung darauf hin, dass angesichts der geringen Entnahme der Holzkäufer sich diese Menge ohne Schwierigkeiten anderweitig in der Region decken ließe. Auch die Vermutung, dass mit der Ausweisung des Nationalparks der Holzeinschlag in der Egge schlagartig vollständig unterbleiben müsse, treffe so nicht zu. Aufgrund des im Nationalpark erforderlichen Umbaus der Nadelholzbestände in Laubholzbestände müsse in den nächsten Jahrzehnten der Einschlag von Nadelholz sogar zu statt abnehmen. Dass der Einschlag von Buchenholz im Nationalpark von bis zu 35 000 Festmeter pro Jahr entfallen werde, sei zwar richtig, so die Ministerin weiter. Ersatz sei aber in der Region überreichlich vorhanden. In den Buchenwäldern der Region könnten, so die Landesforstverwaltung, rund 130 000 Festmeter Laubholz mehr genutzt werden als bisher.
Eine Aufgabe der Wald-Bewirtschaftung in der Egge durch einen Nationalpark sieht die Wasserwirtschaft aber auch skeptisch. Hierdurch könnte der Nitratgehalt des Wassers steigen, und auch die Stickstoffverbindungen könnten zunehmen, so Wassermeister Hermann Beyermann der Paderborner Wasserwerke, die in der Egge allein 15 Pumpwerke und ebenfalls 15 Hochbehälter für die Wassergewinnung unterhalten. Allein die Station am Hossengrund in Altenbeken gibt täglich 2400 Kubikmeter in das Netz ab. Aus Sicht der Wasserqualitiät sei eine weitere Bewirtschaftung besser.
Der Boden in der Egge sei sehr durchlässig, so der Fachmann. Derzeit müsse das Rohwasser wegen der aggressiven freien Kohlensäure nur etwas aufbereitet werden, wodurch die Kohlensäure gebunden werde. Wenn die Bewirtschaftung eingestellt wird, würden unter anderem große Mengen von Holz vermodern und sich auch auf die Wasserqualität auswirken. Unter Umständen sei dann die Anschaffung von Anlagen zur Entnitrifikation notwendig. Der Aspekt der Auswirkung auf die Wasserqualität sei bislang in der Diskussion um einen Nationalpark Senne und Egge ohnehin zu kurz gekommen. Aufforstungen in der Senne oder größerer Tourismus in der sensiblen Region blieben auch nicht ohne Auswirkungen auf die Wassergewinnung und -qualität, so Beyermann.
Die biologisch-chemischen Prozesse in einem Nationalpark seien sicherlich andere als in einem gepflegten und bewirtschafteten Wald, bestätigte auch ein Vertreter des staatlichen Umweltamtes. Die Grundwassermengen, die zur Trinkwassergewinnung entnommen werden, seien jedoch gering und eher »Peanuts«. Im Bereich der Nord- sowie Südegge in Verbindung mit der Paderborner Hochfläche sind es derzeit 5,4 Millionen Kubikmeter pro Jahr.

Artikel vom 07.04.2005