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Wirtschaft soll mehr ausbilden

10 000. vermittelter Jugendlicher in einem IHK-Betrieb kommt aus Vlotho

Von Ralf Meistes
und Oliver Schwabe (Foto)
Berlin/Herford (WB). Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hat die Lage auf dem Lehrstellenmarkt als ernst bezeichnet und die Wirtschaft zur Schaffung weiterer Ausbildungsplätze aufgefordert.

Der mit der Wirtschaft geschlossene Ausbildungspakt steht in diesem Jahr vor seiner entscheidenden Bewährungsprobe«, sagte Bulmahn gestern in Berlin. Die Betriebe müssten auch in diesem Jahr die jährlich zugesagten 30 000 neuen Ausbildungsplätze schaffen sowie die 25 000 Plätze für Einstiegsqualifizierungen. »Die Wirtschaft muss die Ausbildung ernst nehmen.«
Bulmahn stellte gestern dem Bundeskabinett den Berufsbildungsbericht 2005 vor. Danach wird für das laufende Jahr eine leicht steigende Nachfrage erwartet. Die Experten rechnen mit bis zu 8000 Bewerbern mehr als im Vorjahr. Das wären insgesamt 626 000 Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, wie das Ministerium berichtete. Die Bundesagentur für Arbeit registriere derzeit zugleich eine zurückgehende Zahl an Ausbildungsangeboten.
Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg Braun, sagte der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«: »Wir müssen ganz, ganz hart arbeiten, um unser Ziel auch in diesem Jahr zu erreichen.« Vor allem die anhaltend schwache Binnenkonjunktur führe dazu, dass sich die Betriebe mit neuen Lehrstellen zurückhielten.
Zugleich betone das Bundesbildungsministerium in seinem Bericht, dass 19 Ausbildungsordnungen überarbeitet und sechs neue Berufe geschaffen würden. Darunter befänden sich neue kaufmännische Berufe aus den Bereichen Tourismus und Postdienstleistungen und ein Beruf in der chemischen Produktionstechnik.
NRW-Wirtschaftsminister Harald Schartau (SPD) hat gestern in Herford den 10 000. Jugendlichen begrüßt, der über die Initiative »Jugend in Arbeit plus« in einen Betrieb der Industrie- und Handelskammern (IHK) vermittelt werden konnte
Christian Krüger (22) aus Vlotho ist dieser 10 000. Jugendliche, der über die Initiative »Jugend in Arbeit Plus« einen Arbeitsplatz gefunden hat. Aus diesem Anlass besuchte Schartau gestern den 22-Jährigen in der Herforder Bettenwarenfabrik Schlafmond. Krüger arbeitet hier als Verpacker.
Das Projekt »Jugend in Arbeit Plus« verfolgt das Ziel, junge Menschen unter 25 Jahren, die mindestens ein halbes Jahr ohne Arbeit sind, in Betriebe zu vermitteln. Beteiligt sind daran unter anderem das Land Nordrhein-Westfalen, Arbeitsagenturen, Betriebe sowie die Industrie- und Handelskammer. Die Jugendlichen werden nach Tarif bezahlt, die Betriebe erhalten einen Lohnkostenzuschuss in Höhe von 50 Prozent.
Minister Schartau dankte Manfred Krämer, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Bettwarenfabrik Schlafmond, für das gezeigte Engagement. »Unternehmen wie Sie gehen mit gutem Beispiel voran und zeigen, die Jugendlichen haben eine Chance verdient.« Landesweit seien über die Initiative »Jugend in Arbeit Plus« seit 1998 etwa 21 200 Jugendliche in Betriebe der Industrie- und Handelskammern, der Handwerks- und der Landwirtschaftskammer sowie der Freien Berufe vermittelt worden. Etwa zwei Drittel der Jugendlichen seien auch ein halbes Jahr nach dem geförderten Jahr dauerhaft in Beschäftigung, betonte Schartau.
Auch in Ostwestfalen-Lippe habe die Wirtschaft das Programm gut angenommen, betonte Herbert Sommer, Präsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld. »Insgesamt konnten seit 1998 mehr als 1000 Jugendliche in Betriebe, die der IHK Ostwestfalen angeschlossen sind, vermittelt werden. Leider wurden etwa ein Drittel der Arbeitsverhältnisse wieder frühzeitig beendet«, beklagte Sommer.
Aufgrund der Neuordnung der Arbeitsmarktpolitik des Bundes werde die Initiative zum Jahresende auslaufen, teilte Minister Schartau mit. Die bewährten Strukturen der Initiative vor Ort sollten von den Arbeitsagenturen und den Kommunen künftig weiter genutzt werden. Das Land biete mit dem neuen Programm »JobPLUS« die Möglichkeit und finanziere Job-Coaches und Begleitung. Für »JobPLUS« stellt das Land 40 Mio. Euro aus dem Europäischen Sozialfonds bereit.

Artikel vom 07.04.2005