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Zukunft gehört cleveren Karten

Brockhagen Unternehmen produziert Telefonkarten und noch viel mehr

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen-Brockhagen (WB). Jeder hat sie mehr oder weniger zahlreich im Portemonnaie: Kundenkarten von Kaufhäusern und Supermärkten, den Benutzerausweis von Bibliothek und Videothek, Telefonkarten, Taschenkalender mit Werbeaufdruck, schließlich auch Kredit- und Krankenkassenkarte. Den Kärtchen aus Kunststoff, ihrer Intelligenz und Technik, gehört die Zukunft. Das sagt Alexander Kalinowski. Seine Firma, die AIDA-Cards in Brockhagen, stellt solche Karten her.

Zwei große Produktbereiche sind es, die das Kerngeschäft der 1997 gegründeten Firma ausmachen. Zum einen die Kundenkarten von Geschäften und Märkten, die Mitglieds- und Clubausweise, Visitenkarten und Namensschilder. Den Einsatzmöglichkeiten der Plastikkarten sind quasi keine Grenzen gesetzt.
Zum anderen die Prepaid-Telefonkarten. »Ein Riesenmarkt«, sagt der Jungunternehmer. Es sind die kleineren und mittleren Stückzahlen, die die Brockhagener für eine ganze Reihe von Auftraggebern herstellen. Häufig für ausländische Provider, die ihren Kunden, in Deutschland lebenden Ausländern, günstige Tarife für die Telefonate in die Heimat anbieten. Trotz vieler kleinerer Aufträge: In der Summe kommen aber auch locker 1,5 Millionen Telefonkarten pro Monat zusammen, die das Unternehmen an der Horststraße verlassen.
Die Telefon-Riesen deckt AIDA aber nicht ab: »Dazu haben wir auch gar nicht die Kapazitäten und Möglichkeiten«, erklärt Alexander Kalinowski. Zudem war die Firma, als der 30-jährige Drucktechniker sie Anfang 2004 als Inhaber übernahm, ausgerechnet deshalb etwas in Schieflage geraten, weil der Vorgänger sich just bei den Großkonzernen versucht hatte. Schwierigkeiten, die offenbar längst überwunden sind: Alexander Kalinowski hat seinem kleinen zehnköpfigen Mitarbeiterstab gerade eine Neueinstellung hinzugefügt, weil die Firma ihre Kapazitäten erweitern musste. Für 2005 rechnet er mit einer Umsatzsteigerung von 15 Prozent.
Flexibilität sei wichtig, betont Alexander Kalinowski. Und günstige Produktionskosten, die er letztlich auch auf eine schlanke Organisation seines Unternehmens zurückführt: »So können wir auch kürzeste Lieferzeiten innerhalb von nur zwei bis drei Werktagen sicherstellen«, sagt er. Auflagen von wenigen hundert Exemplare drucken die Brockhagener ebenso wie mehrere hunderttausend. »Da kommen dann auch schon einmal 500 000 Karten auf einen Rutsch zusammen. Dann haben wir aber auch genügend Vorlauf«, sagt Alexander Kalinowski, Sohn eines Druckereibesitzers, wenn er an einen seiner größten Kunden denkt.
Die Tradition aufnehmen und ins väterliche Unternehmen einsteigen, das wollte der 30-Jährige nicht. Denn nicht im Papier, sondern im Kunststoff liegt seiner Meinung nach die Zukunft. So traut er den kleinen Kärtchen durchaus noch einiges an Intelligenz zu. »Die Technologie wird immer besser«, sagt er. So werden etwa Kundenkarten von Kaufhäusern immer individuellere Daten speichern können - bis hin zur Konfektionsgröße und zur Liste mit bisher gekauften Artikeln. Der »gläserne Kunde«: datenschutztechnisch auf jeden Fall zweifelhaft, findet der AIDA-Chef, von der technologischen Seite allemal interessant.
Das ist aber noch nichts gegen die Transponder-Technologie. Das berührungslose Einlesen von Karten - Skifahrern etwa ist das wohlbekannt von der neuesten Liftkarten-Technik - wird weiter zunehmen. Und zwar rasant. Ein regelrechter Push ist von der Fußball-WM 2006 zu erwarten. »Ganze Stadien werden derzeit entsprechend ausgerüstet«, sagt der Unternehmer aus Brockhagener. Aber auch in vielen weiteren Bereichen wird die kontaktlose Technik Einzug halten. Etwa im öffentlichen Nahverkehr: Und da sind die Brockhagener allemal auf Ballhöhe . . .

Artikel vom 07.04.2005