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»Der Abschied fällt schwer«

Rektorin Karina Emmighausen geht vorzeitig in den Ruhestand

Von Maike Stahl (Text und Foto)
Schlangen/Oesterholz-Haustenbeck (SZ). Irgendwie kann Karina Emmighausen es immer noch gar nicht so richtig fassen, dass sie nicht mehr als Rektorin an »ihre« Schule in Oesterholz zurückkehren wird. »Ich hatte gar keine Gelegenheit, mich richtig zu verabschieden«, sagt sie. Vor gut einem Jahr war sie erkrankt und Ende des Jahres in den vorzeitigen Ruhestand gegangen ohne noch einmal in ihren Beruf zurückkehren zu können.

»Das war und ist auch immer noch sehr schwer für mich«, räumt die 53-Jährige ein. »Jahrelang hat sich alles in meinem Leben um die Schule gedreht, und ich kann noch nicht richtig damit umgehen, dass es jetzt nicht mehr so ist.« Manchmal seien es nur Kleinigkeiten, wie der Reflex an das klingelnde Telefon zu gehen, während sie ihr Büro ausräumt, die ihr deutlich machten, dass sie noch etwas Zeit brauche, um sich mit dem Leben im Ruhestand anzufreunden.
Im August 1991 war Karina Emmighausen als Schulleiterin an die Grundschule am Sennerand in Oesterholz gekommen. In gewisser Weise war es für sie eine Rückkehr zu den Wurzeln, denn dort hatte die Schlängerin als Studentin der Pädagogischen Hochschule Paderborn auch schon ihre allererste Unterrichtsstunde während ihres Praktikums absolviert. »Das war damals allerdings noch im alten Trakt in der Hauptschule«, erzählt sie und schmunzelt. »Als ich dann Rektorin wurde, hat mir gleich eine Mutter berichtet, dass sie damals auch schon bei mir Unterricht hatte.«
Während ihrer ersten Jahre in Oesterholz hat Karina Emmighausen gleich den Umbau der Schule miterlebt. »Das waren schon manchmal schwierige Zeiten. Wir haben sogar im Keller unterrichtet«, erzählt sie. Aber der Aufwand habe sich gelohnt. Schließlich sei die Schule wirklich sehr schön geworden. Und das bezieht sie nicht nur auf das Äußere des Gebäudes. »Die Zweizügigkeit und die kleinen Klassen sind einfach optimal«, findet sie. Denn so sei geradezu eine familiäre Atmosphäre entstanden. »Und mir war immer besonders wichtig, dass die Atmosphäre stimmt, die Lehrer gerne unterrichten und sich alle wohl fühlen.« Deshalb habe sie auch immer versucht, Eltern, Lehrer und Schüler mit ihren großen aber auch mit ihren kleinen Sorgen ernst zu nehmen.
Auch inhaltlich habe sie ihre Vorstellungen umgesetzt. »Wir haben jetzt zum Beispiel fast durchgängig offene Unterrichtsformen. Das finde ich sehr wichtig«, sagt sie und während sie erzählt und ganz selbstverständlich weiter das »wir« benutzt, hätte sie gar nicht erwähnen müssen, dass sie Schulleiterin mit Herz und Seele war. Aber gerade deshalb, habe sie es sich auch nicht immer leicht gemacht, räumt sie offen ein, dass sie sich mit ihrem Idealismus manchmal selbst im Wege gestanden habe. »Am Anfang war ich viel zu ungeduldig und musste erst lernen, dass man den Dingen Zeit zum Wachsen geben muss.«
Und auch wenn Karina Emmighausen der Abschied nicht leicht fällt, blickt sie nach vorn. »Ich habe schon begonnen mein Arbeitszimmer umzuräumen und mir wieder Freiräume zu schaffen«, berichtete sie. Denn neben der Schule sei in all den Jahren nicht mehr viel Raum in ihrem Leben geblieben. »Jetzt nehme ich einiges ganz anders wahr und habe Zeit für die Familie, Freunde und Hobbys.« Und am 4. Mai wird es dann in der Schule auch noch eine richtige Verabschiedung geben. Denn auch die Kollegen und Schüler wollen ihre Rektorin natürlich nicht einfach so gehen lassen.

Artikel vom 07.04.2005