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Kardinal Joseph Ratzinger
zelebriert die Totenmesse

200 Staats- und Regierungschefs zur Trauerfeier erwartet

Rom (dpa). Der deutsche Kurienkardinal Joseph Ratzinger wird am Freitag auf dem Petersplatz die Totenmesse für Papst Johannes Paul II. zelebrieren. Dazu werden 200 Staats- und Regierungsoberhäupter aus der ganzen Welt erwartet.
Der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger leitet die Glaubens-Kongregation.

Ratzinger wird von mehreren Kardinälen und Patriarchen der östlichen Kirchen unterstützt. Der Sarg mit dem Papst wird auf dem Petersplatz zu sehen sein. Am Ende der Messe gibt es ein spezielles Ritual: die »Ultima Commandatio« (letzte Empfehlung) und das »Valedictio« (Grabrede).
Anschließend wird der Sarg in Begleitung von wenigen hohen Kurienvertretern in den Petersdom und anschließend in die Grotten gebracht. Der Sarg hat drei Wände aus Zypressen- und Nussbaumholz sowie Zink. Er wird am früheren Platz von Johannes XXIII., der 2001 in einen gläsernen Sarg im Petersdom umgebettet wurde, in die Erde eingelassen.
Vor der endgültigen Versiegelung werden dem einbalsamierten Leichnam die Mitra, eine Eisenhülle mit seinen Lebensdaten in lateinischer Sprache sowie ein Säckchen mit Silber- und Bronzemünzen - die während der Zeit seines Pontifikats geprägt wurden - in den Sarg gelegt.
Johannes Paul selbst hatte 1996 in der Apostolischen Konstitution »Universi Dominici Gregis« die Organisation der Beerdigung und der anschließenden Wahl eines neuen Papstes (Konklave) festgelegt.
An der Trauerzeremonie nehmen neben US-Präsident George W. Bush und UN-Generalsekretär Kofi Annan auch Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder teil. Die italienischen Behörden setzen 15 000 Sicherheitskräfte ein, der Luftraum über Rom wird teilweise gesperrt. Die italienische Luftwaffe hat die Stationierung von Luftabwehrraketen angekündigt. Zudem soll ein Überwachungsflugzeug der Nato zum Einsatz kommen.
Ähnliche Schritte hatte Italien vor vier Jahren für das Gipfeltreffen der sieben führenden Industrienationen und Russlands in Genua unternommen. Allein die Erfahrungen vergangener Großveranstaltungen dürften aber kaum ausreichen, bei den erwarteten Menschenmassen die Kontrolle zu behalten. Bereits jetzt berichten Touristen von Taschendieben in den überfüllten römischen U-Bahnen.
Die Europäische Kommission wird am Freitag Halbmast flaggen, entschied Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Der UN-Sicherheitsrat hatte Papst Johannes Paul II. am Montag mit einer Schweigeminute geehrt. UN-Generalsekretär Annan würdigte das Kirchenoberhaupt als »unermüdlichen Anwalt des Friedens«. Er sei »ein wahrer Pionier des Dialogs zwischen den verschiedenen Religionen« gewesen.

Artikel vom 06.04.2005