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Schmiede zuerst retten

Offelten braucht Geld und Konzept zur Sanierung

Offelten (wm). Alle sind sich einig und wissen, dass Offelten als Fachwerkdorf ohne ein umfassendes Sanierungskonzept kaum eine Überlebenschance haben wird. Doch wie kann solches Konzept aussehen, wer will bzw. kann wem wieviel Geld im Zuge von Fördermaßnahmen zur Verfügung stellen und welche Voraussetzungen gibt es dafür? Um diese Themen ging es gestern - wieder einmal - im Rahmen eines Arbeitsgespräches in Sachen »Substanzerhaltung des Dorfes Offelten«.

Auf Einladung des SPD-Landtagskandidaten Karl-Heinz Haseloh trafen sich erneut Vertreter der Stadt und des NRW-Ministeriums für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, des Amtes für Agrarordnung, des Denkmalschutzes, der Heimatpflege, der Stadt und Bürger zu einem weiteren Gedankenaustausch. Zuvor wurde bei einem gut eineinhalbstündigen Rundgang durch Offelten einmal mehr deutlich, dass der Zeitrahmen für die durchgreifende Sanierung wichtiger Fachwerkhäuser wegen ihres immer schneller fortschreitenden Verfalls enger wird. Heinrich Wildemann, Ernst Wilkenobering und Dieter Klausmeier informierten die Teilnehmer über Geschichte und Zukunftsaussichten einiger Objekte, wobei immer wieder das Problem der Nutzung von Höfen und Kotten deutlich wurde.
Kreisheimatpfleger Dr. Gerhard Franke wies nachdrücklich darauf hin, dass Offelten als »Gesamtbild« ein Kulturgut ersten Ranges sei. Es zu erhalten sei von öffentlichem Interesse. Nicht nur einzelne Gebäude müssten erhalten werden - vielmehr komme es darauf an, das Dorf als Ganzes zu bewahren.
Denkmalschutzanforderungen hielten oft Interessenten davon ab, derartig renovierungsbedürftige Häuser zu kaufen, beklagte Wilhelm Moswinkel, der insbesondere landwirtschaftliche Objekte bundesweit vermarktet: »Allein für die ehemalige Schmiede hatten wir 60 Interessenten. Zwölf waren hier, darunter Baufachleute und Restauratoren. Der Verkauf ist letztlich an Denkmalauflagen gescheitert.« Auf der schwere Lkw-Verkehr auf der Dorfstraße sei ein Verkaufshindernis; eine Tonnenbeschränkung könne helfen.
Dr. Thomas Spohn, wissenschaftlicher Referent des westfälischen Amtes für Denkmalpflege, hielt dem entgegen, dass noch kein Verkauf an Denkmalschutzauflagen gescheitert sei. Das Problem in Offelten sei der Wandlungsprozess, der vielen Menschen hier schwer falle. Es drohten enorme Leerstände, und Fremde wolle man auf den eigenen Höfen nicht haben. Spohn: »Das Dorf hat seine agrarische Struktur bislang gut erhalten. Damit dürfte es aber in fünf bis zehn Jahren vorbei sein.«
Beigeordneter Herbert Weingärtner betonte, dass Denkmalschutz ohne Fördergelder für die Eigentümer nicht möglich sei. Solange die Finanzfrage nicht geklärt sei, denke niemand über Nutzung und Investitionen nach.
Günter Heidemann vom Amt für Agrarordnung in Bielefeld wies darauf hin, dass sein Amt durchaus Sanierung fördere -Êgern auch in Offelten. Allerdings liege bislang kein Antrag vor.
Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, sprach sich Haseloh dafür aus, mit Hilfe eines »Steuerungsprozesses« die Arbeit der an Sanierungsfragen Beteiligten zukünftig zu optimieren. Dies könne durchaus durch Moderation von außen geschehen.
Im Pr. Oldendorfer Rathaus kam man später überein, in einem ersten Schritt »als Signal« unter der Federführung des Amtes für Agrarordnung zu versuchen, einen neuen Eigentümer für die alte Schmiede zu finden, damit sie unter Einbeziehung der Denkmalpflege saniert und gerettet werden kann. Mittelfristig will die Kommune selbst mit dem Kreis versuchen, Förderungseinrichtungen zu finden, die die Erarbeitung eines Nutzungskonzeptes für sanierungsbedürftige Gebäude in Offelten finanzieren.

Artikel vom 07.04.2005