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Die Kirche bleibt in Schuss

Großrenovierung an der Friedrichsdorfer Johanneskirche

Von Stephan Rechlin
(Text und Foto)
Gütersloh-Friedrichsdorf (WB). Im April stehen noch die Konfirmationen auf dem Programm, dann geht es los. Für insgesamt 236 000 Euro will die evangelische Gemeinde in Friedrichsdorf ihre Johanneskirche renovieren lassen. Damit setzt sie eine mehr als 100-jährige Sanierungs-Tradition fort.

Der Turmhelm, das Dach des Kirchenschiffes und des Chorraumes, das Kreuzrippengewölbe und der Innenraum - allĂ• das soll in den kommenden Monaten renoviert, modernisiert oder neu eingedeckt werden. Draußen soll darüber hinaus die Mauer vor den Parkplätzen erneuert werden, doch diese Maßnahme ist in den kalkulierten Gesamtkosten noch nicht enthalten. »Wir hoffen, dass wir mit der veranschlagten Summe auskommen. Böse Überraschungen können wir natürlich nicht grundsätzlich ausschließen«, sagt Küster Hermann Stelbrink. Schadhafte Steine warfen im vergangenen Jahr die Kalkulation zur Renovierung der Apostelkirche über den Haufen.
236 000 Euro - das ist eine Menge Geld angesichts finanzieller Not in den Kirchen. Darüber ist in der Gemeinde auch diskutiert worden, teilt Andreas Heidemann mit, »dennoch haben wir uns bewusst für diesen Schritt entschieden.« Zum einen stehe die 1878 fertig gestellte Kirche unter Denkmalschutz. Würde die Gemeinde die Arme in den Schoß legen, käme die Unterhaltungspflicht irgendwann auf die Stadt Gütersloh zu. »Die Gemeinde erklärt, dass sie nicht mehr für das Gebäude aufkommen kann. Weil das Denkmal erhalten werden muss, fällt es der Stadt zu. Dieses Szenario dürfte in verschiedenen Städten Nordrhein-Westfalens demnächst tatsächlich eintreffen«, erläutert Heidemann, der sich im Kirchenrecht auskennt.
Wichtiger aber sei, dass die Johanneskirche nach wie vor Mittelpunkt der Friedrichsdorfer Gemeinde sei. Über Jahrzehnte habe die Gemeinde für diese Renovierung Rücklagen gebildet, so dass sie heute in der Lage sei, mehr als zwei Drittel der Investitionssumme aus eigener Kraft zu bestreiten - die verbleibenden 76 000 Euro wird der evangelische Kirchenkreis Gütersloh beisteuern. Die Kirche ist keine Neugründung aus den »fetten« sechziger und siebziger Jahren in Gütersloh. Knapp hundert Jahre haben die Friedrichsdorfer im 18. und 19. Jahrhundert dafür gekämpft, überhaupt eine Kirche zu bekommen. Und seitdem sammeln sie für den Erhalt. Im Jahre 1938 notiert die Chronik die erste grundlegende Renovierung - es folgten weitere in den Jahren 1961/1963 und 1979. »Dazwischen wurde immer wieder etwas erneuert oder in Stand gesetzt. Hauptsache, die Kirche blieb in Schuss«, sagt Hermann Stelbrink.

Artikel vom 07.04.2005